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Letzte Lockerung (eBook)

Ein Handbrevier für Hochstapler und solche, die es werden wollen

(Autor)

Andreas Trojan (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2009
Manesse (Verlag)
978-3-641-01882-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Letzte Lockerung - Walter Serner
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Der Knigge für Zyniker
Serners Lockerungsübungen für kluge Köpfe gehören in jeden Smoking! Geistreich, frech und pointiert, avancierte sein »Handbrevier« schnell zum Kultbuch. Denn nirgendwo ist das Lebensgefühl des literarischen Amoralismus gewitzter auf den Punkt gebracht als in Serners Maximen. »Die Welt will betrogen sein, gewiß«, heißt es da kurz und bündig: »Sie wird sogar ernstlich böse, wenn du es nicht tust.«

Das Sernersche Benimmbuch für Filous spielt lustvoll mit den herrschenden Klischees von Moral und Wohlanständigkeit. Unverschämt, nicht selten ätzend werden die Widersprüche zwischen gesellschaftlichem Schein und Sein auf die Spitze getrieben. Der erste Abschnitt, 1918 in Lugano entstanden, war explizit als »Manifest dada« angelegt, als subversive Sinn-Camouflage und »prinzipielles Handbrevier«. Der zweite Teil, 1927 in Genf geschrieben, versteht sich indessen als »praktische« Denk- und Handlungsanleitung für den mondänen, stilbewußten Amoralisten.
Mit enzyklopädischer Nonchalance werden Kleidung und Manieren, Reisen und Hotels, Frauen und Männer, Gott und die Halbwelt abgehandelt. Ein anzüglicher Knigge - gleichsam für alle, die sich von der Schamlosigkeit der Moderne nicht länger zum Narren halten lassen wollen: Herrenzynismen wechseln mit Sentenzen der Weltgewandtheit, Travestien des Zeitgeists mit lebensphilosophischen Betrachtungen. Während sich eine durch und durch bigotte Gesellschaft in den Saturnalien der Selbstidealisierung berauschte, schrieb Walter Serner ihr die denkbar luzideste Ernüchterungsprosa auf den Leib.

Walter Serner (1889-ca. 1942), als Walter Eduard Seligmann im böhmischen Karlsbad geboren, studierte Jura in Wien, ging 1912 nach Berlin und wurde zum personifizierten Unruhegeist des Dada-Zeitalters. In den Zwanzigerjahren tat er sich als Essayist, Literat und Aktionskünstler hervor. Von den Nazis verfolgt, lebte er noch einige Monate im Prager Ghetto, ehe sich seine Spur in einem deutschen Vernichtungslager verliert.

Erster Teil Das prinzipielle Handbrevier 8
zur vorbereitung 10
i. 14
ii. 26
iii. 38
iv. 49
v. 62
vi. 75
das lockerlied 91
zur beachtung 92
das magenlied 94
Zweiter Teil Das praktische Handbrevier 96
zur vorbereitung 98
i. 101
ii. 114
iii. 126
iv. 139
v. 154
vi. 178
vii. 193
viii. 206
ix. 219
x. 221
xi. 228
xii. 235
xiii. 240
xiv. 243
das meisterlied 244
zur beachtung 245
das marschlied 247
anmerkungen 250
nachwort 270
editorische notiz 288
inhalt 292

iii. (S, 37-39)

23. Typischer Zug alles bourgeoisen Gesindels: der Gefahr, die seinem Selbstbewußtsein durch Andere droht, die Größe zu nehmen, indem es – verdächtigt. Minimalform: wer stolz, hochmütig, frech sei, der sei… (sc.: offen selbstbewußt!), Maximalform: wer bescheiden sei, schüchtern, demütig, sei… (sc.: versteckt selbstbewußt!)… Süße, süße Mi!… ln beiden Fällen: sie sind immer gegen das Selbstbewußtsein, da sie nur so sich beibringen können, die Nichtberechtigung dieser Eigenschaft in sich als Vorzug zu buchen. Der Ochse verdächtigt zu diesem Behufe. Der Ochse! Wüßte er wirklich niedlich zu verdächtigen: müßten ihm nicht die Hoden wieder wachsen? (Sie müßten!)…

Naturellement: es gibt gar kein Selbstbewußtsein. Das echte: keines zu haben. Die Tragödie par excellence (o là là): – die Groteske… O, vermöchte ich nur einmal drei leichte Viertelstunden lang die Dinge wie ein Sachse anzuspringen! Ich wollte zum Dank (nun, nun) – Psychologe werden und mit den Geyern aasen… Kurz: man braucht endgültig keine Glasblicke mehr in die Historie zurückzubefördern. In die He- Ho- Hu- Ha- (aha) Hysterie aber seien zum Abrutsch etwaiger sachlich noch vindizierter36 Fähigkeiten etliche Speibische vorgehirzt (der Schluck um die Axe)…

24. Süße, süße Mi! Du rhapsodiertest einst (Robe von schwarzem Barège37) zwischen EveningGlory Fizz38, mir und vier Uhr nachm. (schoooon) also: «Bah, bereits allerlei geruckst, bah, ist man höflich, läßt den Geld- oder sonstwie den boy gelten, schtrupps wird der Vogel arrogant, hat sogar recht, wenn er jeden, der vor ihm Respekt begeht, für saudumm hält, bah, ist man hingegen nun – zugeknöpft, loblos (nett, pas?) oder auch nur nachsichtig, so dasselbe Resultat in ultramarin, diesmal aber, weil der boy mich für arrogant hält, dieweil mir doch, du weißt es ja, du Schuft, wahrhaftig nur der Fizz wichtig ist und manchmal deine unglaubliche Schulterhaltung etc. na ja, bah, ich habe jedoch einen glatt engelhaften Spitzki ausgeknofelt, reüssiert orienthaft und ist überhaupt das Beste, was gegenwärtig auf diesem Gebiete, ich sage nämlich jedem genau dasselbe, was ich soeben dir sagte, und das von jetzt eben sage ich auch jedem und das auch und das auch, das auch, das auch, das auch, Blödsinn… und jeder fast, aber immer wenigstens erschüttert, wird benützbar und banknotennettest, bitte…» Süße, süße Mi! Elle a un savon à la place du coeur…die apokalyptische Hure… je me tais40…

25. kann man so ausdruckslos vor sich hinglotzen, daß es siegesgewiß wirkt. O, es ist schwer. Zur Skala: auf Mißtrauen springt Haß, auf Haß Mißtrauen, bis man es nicht länger aushält und sich einredet, einander zu lieben. Letzter psychischer Bauchaufschwung der (gewiß, gewiß) – Ohnmacht. Glotzt man aber… Man müßte konstant mit einer Verbeugung im Blick (oder in der Stimme) arbeiten. Supponiert, daß es verkehrstechnisch ausführbar wäre, zöge es sicherlich am Ende eine Verbalinjurie41 nach sich (oder schädliche innere Sekretionen). O, es ist schwer…(Theoretisch ist der Globale längst verboten, daß er praktisch noch grast, ist ebenso unerklärlich wie jenes Verbot.)

Erscheint lt. Verlag 1.2.2009
Nachwort Georg M. Oswald
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte 20. Jahrhundert • 20. Jahrhundert, Deutschland, Manesse Weltbibliothek • Deutschland • eBooks • Manesse Weltbibliothek • Roman • Romane
ISBN-10 3-641-01882-X / 364101882X
ISBN-13 978-3-641-01882-5 / 9783641018825
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