Das folkloristische Element bei Wolf Biermann
Zur Frage der Verarbeitungs- und Verfremdungstechnik konventioneller Stilelemente in der Gitarrenbegleitung
Seiten
2000
diplom.de (Verlag)
978-3-8386-2122-7 (ISBN)
diplom.de (Verlag)
978-3-8386-2122-7 (ISBN)
Examensarbeit aus dem Jahr 1990 im Fachbereich Musikwissenschaft, Note: 1,0, Hochschule für Musik und Theater Hamburg (Musikwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Inhaltsangabe:Einleitung:
Innerhalb dieser Arbeit habe ich versucht, zunächst ausgehend von einer Höranalyse, im Schaffen Wolf Biermanns bestimmte stilistische Merkmale aufzuspüren, die dann in einem hermeneutischen Verfahren auf ihren möglichen Sinngehalt überprüft werden sollen. Wobei Hermeneutik in der Weise verständen werden soll, daß sowohl die Musik als auch der Text nach formalen Kriterien betrachtet werden müssen, die dann aber in Beziehung zu ihrem psychologischen, politischen oder geschichtlichen Hintergrund zu bringen sind, um dann in einem Zirkelschluß die Frage nach der Bedeutung der Einzelglieder und ihrer Beziehung untereinander zu stellen. Rudolf Bultmann drückt diesen Vorgang bezogen auf literarische Texte folgendermaßen aus:
"...die erste Forderung (ist) die formale Analyse eines literarischen Werkes hinsichtlich seines Aufbaus und seines Stiles. Die Interpretation hat die Komposition des Werkes zu analysieren, das Einzelne aus dem Ganzen, das Ganze vom dem Einzelnen aus zu verstehen. Die Einsicht, daß sich jede Interpretation in einem 'hermeneutischen Zirkel' bewegt, ist damit gegeben.".
Es soll also im Werk nach Wurzeln gesucht, Vorbilder oder gar Vorlagen aufgezeigt, aber auch nach der Bedeutung dieser Elemente gefragt werden, und zwar aufgrund von intersubjektiven Gemeinsamkeiten.
"Also: die Interpretation setzt immer ein Lebensverhältnis zu den Sachen voraus, die im Text (bzw. hier in der Musik, der Verf.) - direkt oder indirekt - zu Worte kommen. Ich verstehe einen über Musik handelnden Text nur, wenn und soweit ich ein Verhältnis zur Musik habe (weswegen denn in Thomas Manns 'Doktor Faustus' manche Partien für manche Leser unverständlich sind),...".Mittels der oben beschriebenen ersten Recherchen gelangte ich zu folgender Arbeitshypothese:
Es lassen sich im Schaffen des Liedermachers Wolf Biermann bezüglich der musikalischen Umsetzung, und zwar besonders bezogen auf sein Hauptinstrument, die Gitarre, eine Reihe von Parametern aufstellen, die sich im Laufe der Jahre zwar modifiziert haben, insgesamt aber einen typischen Charakter bzw. Tonfall erkennen lassen. Trotz der sich wandelnden Elemente ist eine ästhetische Grundhaltung spürbar, die sich weder ausschließlich mit den Maßstäben der sogenannten E-Musik, noch mit denen der kommerziellen Popmusik messen lassen. Allein die beharrliche Verwendung eines nicht elektrifizierten Instruments bei gleichzeitiger Ablehnung des 'klassischen' Klangideals (ebenso Zn der Stimmgebung des Gesangs), lassen die Vermutung eines anderen Strangs der Anknüpfung an Tradition aufkommen. Dieser Strang wäre in einem Bereich zu suchen, der sich zum einen vom bürgerlichen Kulturbetrieb abgrenzt, sich zum anderen aber auch gegen die vollständige Vermarktung - und die Gesetzmäßigkeiten der schnellen Konsumierbarkeit - sperrt, wie sie für den Popsektor auszumachen ist. Spielformen, die diese Kriterien erfüllen, lassen sich im europäischen Volkslied, aber auch in anderen folkloristischen (in unserem Fall in erster Linie europäischen und amerikanischen) Musiken ausmachen. Hier sind Anknüpfungspunkte aufzuzeigen, die zum Teil bereits durch Titel im Werk Biermanns deutlich werden (Tango, Spanienplatte o.ä.) oder an Zitaten aus Volksliedern und bestimmten musikalischen Patterns nachweisbar sind (blue notes, Flamenco, harmonische Folgen, bestimmte Anschlagsformen).
Die Fragestellung der Analyse soll auf folgende Bereiche abzielen (Wobei drei Ebenen berücksichtigt werden sollen, die allerdings noch unterschiedliche Aspekte beinhalten und sich in der Regel in bestimmten Spielpraktiken, spe-zifischen Techniken oder kollektiven Voraussetzungen äußern, sich also als 'konventionelle Stilelemente' formulieren lassen):
1) Welchen Einfluß u...
Innerhalb dieser Arbeit habe ich versucht, zunächst ausgehend von einer Höranalyse, im Schaffen Wolf Biermanns bestimmte stilistische Merkmale aufzuspüren, die dann in einem hermeneutischen Verfahren auf ihren möglichen Sinngehalt überprüft werden sollen. Wobei Hermeneutik in der Weise verständen werden soll, daß sowohl die Musik als auch der Text nach formalen Kriterien betrachtet werden müssen, die dann aber in Beziehung zu ihrem psychologischen, politischen oder geschichtlichen Hintergrund zu bringen sind, um dann in einem Zirkelschluß die Frage nach der Bedeutung der Einzelglieder und ihrer Beziehung untereinander zu stellen. Rudolf Bultmann drückt diesen Vorgang bezogen auf literarische Texte folgendermaßen aus:
"...die erste Forderung (ist) die formale Analyse eines literarischen Werkes hinsichtlich seines Aufbaus und seines Stiles. Die Interpretation hat die Komposition des Werkes zu analysieren, das Einzelne aus dem Ganzen, das Ganze vom dem Einzelnen aus zu verstehen. Die Einsicht, daß sich jede Interpretation in einem 'hermeneutischen Zirkel' bewegt, ist damit gegeben.".
Es soll also im Werk nach Wurzeln gesucht, Vorbilder oder gar Vorlagen aufgezeigt, aber auch nach der Bedeutung dieser Elemente gefragt werden, und zwar aufgrund von intersubjektiven Gemeinsamkeiten.
"Also: die Interpretation setzt immer ein Lebensverhältnis zu den Sachen voraus, die im Text (bzw. hier in der Musik, der Verf.) - direkt oder indirekt - zu Worte kommen. Ich verstehe einen über Musik handelnden Text nur, wenn und soweit ich ein Verhältnis zur Musik habe (weswegen denn in Thomas Manns 'Doktor Faustus' manche Partien für manche Leser unverständlich sind),...".Mittels der oben beschriebenen ersten Recherchen gelangte ich zu folgender Arbeitshypothese:
Es lassen sich im Schaffen des Liedermachers Wolf Biermann bezüglich der musikalischen Umsetzung, und zwar besonders bezogen auf sein Hauptinstrument, die Gitarre, eine Reihe von Parametern aufstellen, die sich im Laufe der Jahre zwar modifiziert haben, insgesamt aber einen typischen Charakter bzw. Tonfall erkennen lassen. Trotz der sich wandelnden Elemente ist eine ästhetische Grundhaltung spürbar, die sich weder ausschließlich mit den Maßstäben der sogenannten E-Musik, noch mit denen der kommerziellen Popmusik messen lassen. Allein die beharrliche Verwendung eines nicht elektrifizierten Instruments bei gleichzeitiger Ablehnung des 'klassischen' Klangideals (ebenso Zn der Stimmgebung des Gesangs), lassen die Vermutung eines anderen Strangs der Anknüpfung an Tradition aufkommen. Dieser Strang wäre in einem Bereich zu suchen, der sich zum einen vom bürgerlichen Kulturbetrieb abgrenzt, sich zum anderen aber auch gegen die vollständige Vermarktung - und die Gesetzmäßigkeiten der schnellen Konsumierbarkeit - sperrt, wie sie für den Popsektor auszumachen ist. Spielformen, die diese Kriterien erfüllen, lassen sich im europäischen Volkslied, aber auch in anderen folkloristischen (in unserem Fall in erster Linie europäischen und amerikanischen) Musiken ausmachen. Hier sind Anknüpfungspunkte aufzuzeigen, die zum Teil bereits durch Titel im Werk Biermanns deutlich werden (Tango, Spanienplatte o.ä.) oder an Zitaten aus Volksliedern und bestimmten musikalischen Patterns nachweisbar sind (blue notes, Flamenco, harmonische Folgen, bestimmte Anschlagsformen).
Die Fragestellung der Analyse soll auf folgende Bereiche abzielen (Wobei drei Ebenen berücksichtigt werden sollen, die allerdings noch unterschiedliche Aspekte beinhalten und sich in der Regel in bestimmten Spielpraktiken, spe-zifischen Techniken oder kollektiven Voraussetzungen äußern, sich also als 'konventionelle Stilelemente' formulieren lassen):
1) Welchen Einfluß u...
Sprache | deutsch |
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Maße | 148 x 210 mm |
Gewicht | 251 g |
Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Musik ► Allgemeines / Lexika |
ISBN-10 | 3-8386-2122-0 / 3838621220 |
ISBN-13 | 978-3-8386-2122-7 / 9783838621227 |
Zustand | Neuware |
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