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How to Seduce a Sorcerer (eBook)

Düster, magisch und bittersweet
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
448 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-65592-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

How to Seduce a Sorcerer -  Regina Meissner
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Magisch, düster und bittersüß  Um ihre Familie zu beschützen, willigt die junge Liora ein, die Ehefrau eines Zauberers zu werden. Als sie auf seine Burg gebracht wird, ist dort nichts, wie es scheint. Das Domizil ist von Fabelwesen bevölkert. Ihren Bräutigam sieht sie erst am Tag ihrer Hochzeit, als sie in einem dunklen Ritual vermählt werden. Doch Jaro, der Zauberer, ist ganz anders, als sie dachte. Als Hüter wacht er über die Fabelwesen. Während Jaro sie meidet, plagen Liora Visionen von Geistern. In dem Versuch, sie zu ergründen, kommt Liora Jaro immer näher. Aber er verbirgt etwas und ihre Liebe steht unter keinem guten Stern ... High Fantasy mit Gothic-Vibes. Perfekt für Fans von »Belladonna« und »Phantastische Tierwesen«. //»How to Seduce a Sorcerer« ist ein in sich abgeschlossener Einzelband.//

Regina Meißner wurde 1993 in einer Kleinstadt in Hessen geboren. Durch lesebegeisterte Eltern entdeckte sie die Liebe zur Literatur früh und versuchte sich am Schreiben eigener Geschichten. Regina hat Lehramt auf Deutsch und Englisch studiert und arbeitet als Social-Media-Managerin in einem Medienunternehmen. Neben dem Schreiben liebt sie das Lesen, das Reisen, Disney und alles, was mit Schweden zu tun hat.

Kapitel 1Regen und Ratten


Der Tod war nichts, vor dem ich mich fürchtete, dafür hatte ich schon zu häufig mit ihm Bekanntschaft gemacht. Viel mehr ängstigte ich mich vor dem Moment, in dem der Tod wieder die Augen aufschlug – denn genau das war mir bei meiner ersten Leiche passiert. Einem menschlichen Mann mit bleichem Gesicht und starrem Körper, in den das Leben zurückkehrte, kurz nachdem ich seine Hosentasche nach etwas Essbarem oder Geld durchsucht hatte. Noch jetzt konnte ich seine knochigen Finger spüren, die sich um meinen Hals legten. Das Gefühl der Enge in meiner Kehle, den Moment, in dem er mir den Atem raubte …

Ich schüttelte die Erinnerung von mir ab und biss energisch die Zähne zusammen. Der Vorfall lag über ein Jahr zurück und durfte mich nicht mehr kümmern. Außerdem war der Mann, vor dem ich jetzt im strömenden Regen kniete, mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit tot.

Seine Augen waren blicklos auf den Himmel gerichtet, sein Körper eiskalt und steif. Über die fahle Haut zogen sich Totenflecken, unschöne Verfärbungen, die sich auch auf seinem Gesicht wiederfanden.

Ich musste schnell sein, sonst kamen mir andere zuvor. Einen bangen Blick über die Schulter werfend, nestelte ich an seinem Hemd, öffnete die Knopfleiste, bis er entblößt vor mir lag. Ein feiner Flaum zog sich über seinen ausgemergelten Bauch, unter dem die Rippen einzeln durchschimmerten. Dieser Mann hatte Hunger gehabt.

So wie wir alle.

Mit flinken Fingern durchsuchte ich seine Kleidung, den dreckigen Stoffbeutel, den seine Hände noch immer umklammerten, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, das ich gebrauchen konnte. Wütend knurrte ich vor mich hin, als mir bewusst wurde, dass der Dreck unter seinen Fingernägeln wahrscheinlich das Wertvollste war, was er besaß. Seufzend stieß ich die Leiche von mir und stand auf.

Der Regen war so dicht geworden, dass ich den Weg vor mir kaum noch erkennen konnte. Ungelenk strich ich mir die langen Strähnen aus der Stirn und band sie im Nacken zu einem Zopf. Meine Zähne klapperten. Eilig hastete ich durch die verwüsteten Gassen, kletterte über eine zerstörte Hauswand und suchte Schutz unter einer Brücke, als sich Hagelkörner unter den Regen mischten.

Um mich zu beruhigen, holte ich dreimal tief Luft. Der Geruch von Verwesung machte mich schwindlig. Besser, ich blieb nicht zu lange hier. Ich musste weiter, wenn ich noch etwas Essbares finden wollte.

Ein Blick in meinen Lederbeutel bestätigte meine Befürchtungen: nur ein paar verschimmelte Beeren – eine magere Ausbeute.

Nicht aufgeben!

Ich löste mich aus dem Schatten der Brücke, hielt mich in Nebengassen, bis ich die Hauptstraße erreichte. Hier war der Gestank nach Tod und Armut übermächtig, doch die letzten beiden Jahre hatten mich gelehrt, mich nicht mehr um solche Banalitäten zu kümmern.

Schreie drangen an mein Ohr. Auf Höhe eines Brunnens stritten zwei Männer miteinander. Ein dritter mischte sich ein, und es kam zu einer Rangelei. Ich beeilte mich, voranzukommen. Ignorierte die bettelnden Frauen am Straßenrand, die ihre Neugeborenen an sich pressten. Ich konnte ihnen nicht helfen. In Kryndon gab es niemanden, der ­etwas übrig hatte. Niemanden, der etwas entbehren konnte. Und unser König scherte sich einen Dreck um uns. In seinem Palast aus Träumen konnte er die Augen vor der ­Realität verschließen.

Hagelkörner peitschten mir ins Gesicht, ließen mich den Blick senken. Damit ich kein Aufsehen auf mich zog, lief ich abseits. In letzter Sekunde schaffte ich es, einem nahenden Reiter auszuweichen.

»Hey, pass doch auf!«, brüllte er mir hinterher, da war ich längst verschwunden. Ich stürmte an leeren Häusern vorbei, die mal Geschäfte, Wohnungen oder Restaurants gewesen waren.

Vor einem Laden blieb ich schließlich stehen, weil der Geruch nach frisch gebackenem Brot meine Sinne lahmlegte. Ehe ich mich’s versah, entwich mir ein Seufzen und ich drückte mir die Nase an der Scheibe platt. Vier pralle Brotlaibe warteten in der Auslage, einer perfekter als der andere. Links daneben lagen Brötchen und sogar drei Kuchenstücke.

Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal Kuchen gegessen hatte.

Meine Hände ballten sich zu Fäusten, während ich eine gut betuchte Frau beobachtete, die – bewaffnet mit Federboa und Hut – ihren Korb voll Essen lud. Ihrem Gesicht nach zu urteilen konnte sie unmöglich aus Kryndon kommen. Dafür waren ihre Wangen zu teigig, der Blick aus ihren grünen Augen zu lebendig. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen verließ sie die Bäckerei. Das schrille Läuten der Ladenglocke ließ mich derart zusammenzucken, dass die Dame mir einen pikierten Blick zuwarf.

Ich wusste, was sie in mir sah: Das Gespenst, das ich nie hatte werden wollen. Eine zweiundzwanzigjährige Frau, kaum noch als solche zu erkennen. Sie rauschte an mir vorbei.

Ich sollte sie gehen lassen. Die entgegengesetzte Richtung einschlagen, in der unser Haus lag. Aber da war dieser Geruch nach frischem Brot, der mich in den Wahnsinn trieb.

Während ich der Frau durch Kryndon folgte, rechnete ich mir meine Chancen aus. Sie war deutlich älter als ich, wahrscheinlich jenseits der vierzig. In dem fliederfarbenen Kostüm, das sie trug, kam sie nur langsam voran, weil es auf Höhe der Hüfte eng geschnitten war. Der Hut würde ihr bei der kleinsten unbedachten Bewegung vom Kopf fallen.

Ein Gefühl sagte mir, dass sie noch nie um ihr Essen kämpfen musste. Dass der Krieg ihr nichts genommen, sie vielleicht nicht einmal etwas davon mitbekommen hatte. Außerdem war sie allein unterwegs, was mir einen Vorteil verschaffte.

Mir – und Dutzend anderen hungernden Menschen.

Automatisch wurde ich schneller und schlich der Frau hinterher, die sich in Richtung Marktplatz bewegte. Wenn ich es nur schaffte, sie in eine Nebengasse zu ziehen.

Vielleicht war das aber auch gar nicht nötig.

Eine Kutsche bretterte an ihr vorbei, die sie nach rechts ausweichen und Schutz vor einer Häuserwand suchen ließ. Ich preschte nach vorn, erreichte die Balustrade vor ihr und riss ihr den Korb vom Arm. Verwirrt schaute sie mich an – und ich wusste, dass es ein paar Schrecksekunden dauern würde, bis sie verstand, was passierte. Wertvolle Zeit, in der ich das Brot an mich nahm und die Flucht ergriff.

Ihr Gezeter hörte ich schon bald nicht mehr, und auch ihre dumpfen Schritte verklangen im Tosen des Regens. Ich sprang mehr, als dass ich rannte, die Gasse entlang, weiter nach Osten, aus Kryndon heraus, bis ich einen abgelegenen Platz erreichte. Schon oft hatte ich mich hier im Kornfeld versteckt und meine Beute verstaut. Anspannung pulsierte durch meinen Körper, das Adrenalin trieb mich weiter voran, als endlich das Feld vor mir aufragte.

Nur, dass ich mich dort nicht allein wiederfand, sondern einer Gruppe von drei Männern direkt in die Arme lief. Kaum hatte ich sie gesehen, wirbelte ich herum, doch sie waren schneller. Binnen weniger Sekunden hatten sie mich umzingelt. Hilflos presste ich das Brot an mich.

»Haut ab«, zischte ich den Fremden zu, die mich umkreisten. »Ihr habt hier nichts verloren!« Wohin ich mich auch drehte, schaurige Fratzen blickten mir entgegen. Die Männer schienen nicht älter als ich, strahlten jedoch eine Bedrohlichkeit aus, die etwas Unmenschliches hatte. ­Gänsehaut kroch meinen Körper hinauf; eine böse Vorahnung machte sich in mir breit.

»Lasst mich gehen!«, bellte ich ihnen durch den Regen entgegen, fest entschlossen, mir die Angst nicht anmerken zu lassen.

»Was hast du denn da?« Der Größte von ihnen, ein Mann mit Schnurrbart und Glatze, schnellte auf mich zu. Im letzten Moment gelang es mir, mich umzudrehen, da schaute ich schon dem Nächsten ins Gesicht. Während ich mir ein stummes Blickduell mit ihm lieferte und versuchte, mich nicht von der blutigen Narbe auf seiner Wange einschüchtern zu lassen, umschlang der Dritte mich von hinten. Er packte meinen Oberkörper so fest, dass mir die Luft aus der Lunge gepresst wurde. Mit routinierten Bewegungen löste er meine Hände, sodass das Brot auf den Boden fiel. Ehe ich mich danach bücken konnte, hatte das Narbengesicht bereits danach gegriffen. Vor meinen Augen riss er sich ein Stück des warmen Teigs ab und stopfte es sich genüsslich in den Rachen.

»Danke fürs Abendessen, Weib«, blaffte er mir entgegen und entblößte eine Reihe schwarzer Zähne. Wütend wand ich mich im Griff des Mannes.

»Wo hast du das her?«, flüsterte er mir gefährlich leise ins Ohr.

»Fass mich nicht an!«, brüllte ich. Mit Schwung stieß ich mein Bein nach hinten – direkt in seine Weichteile. Wie ein kleines Kind jaulte der Mann auf und krümmte sich auf dem Boden zusammen. Ich nutzte den Schreckmoment, rammte dem Bärtigen meinen Ellbogen ins Auge und schlug seinem Kumpan die Faust ins Gesicht. Zeit, mich nach dem Brot umzuschauen, hatte ich keine. Ich kannte Männer wie sie und wusste, dass sie mich niemals freiwillig gehen lassen...

Erscheint lt. Verlag 31.5.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte All Age Fantasy • Fabelwesen • Fantasy 2024 • fantasy buch • Fantasy Bücher Jugendliche • Fantasy Romance • Fantasy Romane • Gothic Romantasy • new adult bücher • New Adult Fantasy • Romantasy • Romantasy ab 16 • Romantic Fantasy
ISBN-10 3-522-65592-3 / 3522655923
ISBN-13 978-3-522-65592-7 / 9783522655927
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