Disney. Twisted Tales: Der verzaubernde Magier (Tiana aus »Küss den Frosch«) (eBook)
416 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93902-6 (ISBN)
Walt Disney (1901-1966) war einer der einflussreichsten und meistgeehrten Filmproduzenten und Trickfilmzeichner des 20. Jahrhunderts. Dafür sorgten Figuren wie Micky Maus oder Donald Duck. 1937 erschien mit »Schneewittchen und die sieben Zwerge« ein Meilenstein der Filmgeschichte: der erste abendfüllende Zeichentrickfilm. Viele weitere folgten und begeistern noch heute ein Milliardenpublikum jeder Altersklasse. Disneys Name entwickelte sich zu einer internationalen Marke, die für ein umfassendes Spektrum an Produkten der Unterhaltungsindustrie steht.
Walt Disney (1901-1966) war einer der einflussreichsten und meistgeehrten Filmproduzenten und Trickfilmzeichner des 20. Jahrhunderts. Dafür sorgten Figuren wie Micky Maus oder Donald Duck. 1937 erschien mit »Schneewittchen und die sieben Zwerge« ein Meilenstein der Filmgeschichte: der erste abendfüllende Zeichentrickfilm. Viele weitere folgten und begeistern noch heute ein Milliardenpublikum jeder Altersklasse. Disneys Name entwickelte sich zu einer internationalen Marke, die für ein umfassendes Spektrum an Produkten der Unterhaltungsindustrie steht.
Prolog
Tiana
New Orleans, 1912
„Daddy, Daddy!“ Die Kleine rannte, so schnell ihre fünfjährigen Beinchen sie tragen konnten. Ihre dunkelbraunen Augen strahlten vor unbändiger Freude. Ihre Rattenschwänzchen wippten fröhlich, die darumgebundenen Schleifen flatterten im Wind.
James kniete sich hin, breitete die Arme aus und wartete darauf, dass sich sein kleiner Sonnenschein hineinstürzte. „Komm, Schätzchen! Hab ich dich.“ Er hob sie hoch und wirbelte sie herum. Der Saum ihres grünen Kleids, das seine Frau Eudora für ihre Tochter Tiana genäht hatte, flatterte, als sie sich im Kreis drehten.
„Wollen wir tanzen?“, fragte er, setzte sie sich auf seine Hüfte und zwickte sie zärtlich in die Wange.
„Ja, Daddy, lass uns tanzen!“
James und seine Tochter wiegten sich zu den Trommelschlägen der Band, die auf dem Congo Square spielte.
Die Familie war hier, um an dem alljährlichen Nachbarschaftspicknick teilzunehmen, mit dem der bevorstehende Mardi Gras, das spektakulärste Fest und der wichtigste Feiertag ihrer Heimatstadt New Orleans, gefeiert wurde.
Decken aus den unterschiedlichsten Stoffen in allen Farben zierten den Platz. Jede von ihnen gehörte einer der Familien, die gekommen waren, um diesem beliebten Brauch huldigen. Es duftete nach kreolischen Gerichten, und die Gespräche der Anwohner, die sich mit alten Freunden unterhielten, machten der Musik der Brassband Konkurrenz.
„Nein, Daddy, ich möchte mit dir tanzen, wie du mit Mama tanzt“, sagte Tiana.
James warf den Kopf zurück und lachte. „Wie tanze ich denn mit Mama?“
„So!“ Sie rutschte an seinem Bein hinunter, stellte ich mit ihren kleinen Füßen auf seine viel größeren Füße und ergriff seine Hände. „Nimm meine Hände“, befahl sie.
Er tat wie geheißen. „So?“, fragte er.
„Ja“, sagte sie und nickte so nachdrücklich, dass ihre Rattenschwänzchen wippten. „Und jetzt müssen wir uns so bewegen.“
Sie wiegte die Hüften, sodass ihr Kleid wie eine Glocke schwang, und strahlte ihn zahnlückig an. Ihre beiden oberen Schneidezähne waren vor ein paar Tagen herausgefallen.
James versuchte, Eudora auf sich aufmerksam zu machen, damit sie ihre Tochter sehen konnte. Doch seine Frau war zu sehr damit beschäftigt, das Festmahl auszupacken, das er heute Morgen gekocht hatte, und sich um die Freunde und Verwandten zu kümmern, die vorbeikamen, um ihnen zu dem neuen Haus im Ninth Ward zu gratulieren, das sie vor Kurzem gekauft hatten.
Es war nichts Großartiges, aber unendlich viel besser als die Einzimmerwohnung, in der sie in den vergangenen fünf Jahren gelebt hatten. Es gab einen Garten und eine Veranda, und James freute sich sehr darauf, beide ausgiebig zu nutzen. Es war ein solides Eigenheim, und er war stolz darauf, mit seiner Familie darin zu wohnen.
Als er seine kleine Tochter anschaute und sich vorstellte, wie Eudora und er zusehen würden, wie sie in dem Haus aufwuchs, ging ihm das Herz über vor Glück.
„Was geht denn hier vor?“, fragte Eudora, die neben ihnen aufgetaucht war.
„Ich tanze mit Daddy, wie er mit dir tanzt“, antwortete Tiana strahlend.
„Ach ja?“
„Ja! Bin ich jetzt erwachsen?“
„Keine Sorge! Es dauert noch ein Weilchen, bis du erwachsen bist“, antwortete James lachend. „Und ich mag dich genau so, wie du jetzt bist.“
Tiana ließ seine Hände los, sprang von seinen Füßen und schob ihre Mutter in seine Richtung. „Jetzt ihr!“, befahl sie. „Los, Mama und Daddy, tanzt!“
James hielt seiner Frau eine Hand entgegen. „Du hast unsere Tochter gehört“, sagte er.
Kopfschüttelnd nahm Eudora seine Hand. Dann zog sie Tiana an sich, um sich mit ihr und ihrem Mann zu dritt im Takt der Musik zu bewegen.
Freude erfüllte James’ Herz und strömte von dort in jeden Winkel seines Körpers. Er hatte nie um ein perfektes Leben gebeten, aber es schien, als wäre er mit einem gesegnet worden.
New Orleans, 1917
Tiana riss ein Streichholz an der Tischkante an, um die zur Hälfte abgebrannten Kerzen zu entzünden, die sie in der Schublade der Küchenanrichte gefunden hatte. Sie hatte die Enden der Kerzen in Stanniolpapier gewickelt, um das heruntertropfende Wacks aufzufangen, war aber nicht überzeugt vom Resultat. Es war der romantischen Atmosphäre, die sie schaffen wollte, nicht gerade förderlich.
„Dürfen wir jetzt reinkommen?“, hörte sie ihre Mutter aus dem Schlafzimmer rufen.
„Noch nicht“, antwortete Tiana. „Ich brauche noch eine Minute.“ Sie sauste zum Herd, um die Beignets zu wenden, die sie vor ein paar Minuten aufs Feuer gestellt hatte. Dann stieg sie auf den Schemel und holte einen Teller aus dem Schrank. In ein paar Jahren würde sie den Hocker nicht mehr brauchen, um an die oberen Fächer heranzukommen. Wie ihr Vater immer witzelte, schoss sie in die Höhe wie das Unkraut in seinem Gemüsegarten.
Tiana holte die Beignets aus dem Öl, bestäubte sie mit Puderzucker und stellte sie auf den Küchentisch. Sie füllte ein Einmachglas mit Wasser, stellte die Blumen hinein, die sie auf dem Weg von der Schule nach Hause gepflückt hatte, und platzierte es zwischen den beiden Kerzen. „Perfekt“, flüsterte sie und rief: „Okay, ihr könnt jetzt kommen.“ Sie konnte es kaum abwarten, die Gesichter ihrer Eltern zu sehen.
„Alles Gute zu eurem Hochzeitstag“, rief sie, als ihre Mama und ihr Daddy die Küche betraten.
„Schau dir das an! Hast du die Beignets gebacken, Schätzchen?“
„Na sicher“, antwortete Tiana stolz.
„Die sehen besser aus als alle, die ich je im French Quarter gegessen habe“, sagte ihr Vater. „Mit meinem Gumbo und Tianas Beignets könnten wir wirklich ein Restaurant aufmachen. Was meinst du, Eudora?“
„Ich meine, dass ich meine Beignets essen will, bevor sie kalt werden“, antwortete ihre Mutter.
So saßen sie alle am Tisch und aßen die quadratischen Krapfen restlos auf. Als sie fertig waren, lehnte ihr Vater sich zurück und rieb sich den flachen Bauch. „Das waren sehr leckere Beignets. Du hast wirklich Talent.“
„Danke, Daddy!“ Tiana strahlte so breit, dass ihre Wangen schmerzten.
James griff über den Tisch hinweg nach Eudoras Hand. „Wie wäre es mit einem Tanz zum Hochzeitstag?“
Sie standen von ihren Stühlen auf und gingen in die Mitte der Küche zwischen die Nähmaschine der Mutter und den Herd. Tianas Vater schloss ihre Mutter in die Arme, und Eudora lehnte ihren Kopf an seinen breiten Oberkörper, als sie begannen, sich hin und her zu bewegen.
„Wie wollt ihr denn ohne Musik tanzen?“, fragte Tiana, stützte den Ellenbogen auf den Tisch und ihr Kinn auf die Handfläche. „Wenn wir ein Grammophon hätten, würde ich Musik anmachen, zu der ihr tanzen könntet.“
„Wir brauchen kein teures Grammophon, um Musik zu hören“, erwiderte ihr Vater. „In dieser Familie machen wir unsere eigene Musik.“ Er summte eine Melodie, die ihre Mutter wie ein junges Mädchen erröten ließ. Tiana sah lächelnd zu, wie ihre Eltern mit geschlossenen Augen und leise singend weltvergessen durch die Küche tanzten.
New Orleans, 1921
„Tiana, bist du immer noch in der Küche?“
„Hmm … vielleicht“, rief Tiana über ihre Schulter. Sie pustete über den dampfenden Löffel mit Gumbo, den sie gerade aus dem Topf geschöpft hatte, und schlürfte daran. Sie verzog sie nachdenklich den Mund und versuchte, all die Geschmacksnoten einzuordnen, die sie wahrnahm. „Ich schmecke den Cayennepfeffer und die Mehlschwitze. Und das Aroma vom geräucherten Schweinenacken ist auch da. Aber da fehlt doch noch was …“, murmelte sie.
„Schätzchen!“
Tiana schreckte auf und drehte sich um.
Eudora kam mit einem Ballen Stoff in die Küche und legte ihn neben ihre Nähmaschine. Sie stemmte eine Hand in die Seite und sah ihre Tochter streng an. „Dieses Gumbo muss einfach nur noch ein Weilchen kochen“, sagte sie. „Geh und mach deine Hausaufgaben, damit du bis zum Abendessen fertig bist.“
„Das mache ich, Mama“, sagte Tiana. „Ich muss nur noch rausfinden, was hier fehlt. Ich hätte Daddy bitten sollen, seine Rezepte aufzuschreiben, bevor er in den Krieg gegangen ist. Sobald er wieder hier ist, muss er das sofort machen.“
„Ich glaube, dein Daddy wird erst mal genug anderes zu tun haben, wenn er endlich wieder hier ist“, antwortete ihre Mutter. „Außerdem schreibt er nie Rezepte auf. Er nimmt nur immer eine Prise hiervon und ein bisschen davon.“
Eudora kam zum Herd und wies auf den Löffel, den Tiana in der Hand hielt. „Lass mich mal probieren.“
Tiana nahm einen Löffel von der braunen Flüssigkeit und hielt ihn ihrer Mutter an die Lippen.
Eudora kostete und zeigte auf das Gewürzregal. „Gib ein bisschen von dem Filé-Pulver dazu“, sagte sie.
Tiana tat wie geheißen und rührte den Eintopf um. Dann kostete sie und strahlte ihre Mutter an.
„Dein Daddy ist nicht der einzige Mensch auf Erden, der kochen kann. Er kocht einfach nur lieber als ich.“ Eudora nahm Tiana den Löffel ab und stieß sie mit der Hüfte an. „Und nun geh und mach deine Hausaufgaben.“
Eine halbe Stunde später saßen Tiana und ihre Mutter an dem kleinen Küchentisch und aßen die Spezialität ihres Vaters. Obwohl Gumbo ein Sonntagsessen war, hatte Tiana entschieden, es an einem ganz normalen Dienstag zu kochen, um ihrem Daddy näher zu sein. Er war schon über fünf Monate weg, in einem Krieg...
Erscheint lt. Verlag | 29.4.2024 |
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Reihe/Serie | Disney. Twisted Tales | Disney. Twisted Tales |
Übersetzer | Carlotta Ingwersen |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | coming of age bücher • dark fantasy bücher jugendliche ab 12 • Disney Bösewichte Bücher • Disney Bücher Erwachsene • Disney Froschkönig • Disney Tiana • Fantasy Bücher Erwachsene Jugendliche • küss den frosch buch • Moderne Märchen für Jugendliche Erwachsene • Moderne märchen neu erzählt • Psychologischer Roman • twisted tales disney roman • Villains • was wäre wenn disney prinzessin tiana • young adult bücher fantasy |
ISBN-10 | 3-646-93902-8 / 3646939028 |
ISBN-13 | 978-3-646-93902-6 / 9783646939026 |
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