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Grave 1: Höllenschwur und Knochenflut (eBook)

Griechische Götter, eine prickelnde Love Story und dunkle Bedrohung
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
480 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-65568-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Grave 1: Höllenschwur und Knochenflut -  Henriette Dzeik
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Selbst die Hölle hat ein Herz, das es zu retten lohnt! Die Säulen der alten Welt sind gefallen. Seit Zeus, Poseidon und Hades getötet wurden, sind die Throne der drei Reiche verwaist. Nun liegt die Hölle im Sterben. Und nur einer kann sie retten: Grave - der Bastard der Unterwelt. Von den Göttinnen des Schicksals auserwählt, ist es an ihm, die Erde vor der dunklen Bedrohung zu beschützen. Denn Nyx, die Göttin der Nacht, lauert auf ihre Gelegenheit. Doch für einen allein ist diese Aufgabe zu groß. In Nero, dem schweigsamen Anführer der Halbgötter, findet Grave einen unerwarteten Verbündeten. Zwischen ihnen brodelt ein Feuer, das selbst die Hitze des Hades in den Schatten stellt. Spicy Romantasy zwischen Göttern und Helden. Erzählt aus mehreren Perspektiven mit vielen gefährlichen Missionen und nicht nur einer heißen Love Story. Das Spin-off zur »Flame«-Serie (auch eigenständig lesbar). //Dies ist der erste Band der »Grave«-Saga. Alle Romane der spicy New Adult Fantasy-Serie im Loomlight-Verlag:  - Grave 1: Höllenschwur und Knochenflut  - Grave 2: Meereskampf und Kronenfluch (Dezember 2024) - Grave 3: Weltenbruch und Schicksalsthron (September 2025)//

Man erzählt sich, dass Henriette Dzeik auf einem Floß treibend von Nixen gefunden, von Hexen entführt und in einem Schloss, das an goldenen Ketten hing, von Feen aufgezogen wurde. Sie kämpfte gegen den Drachen, der diesen schönen Käfig bewachte, und erlangte schließlich durch einen Deal mit einem verrückten Flaschengeist die Freiheit. Heute lebt sie mit ihrem dunklen Prinzen und einem furchterregenden Wächterhund in ihrem minimalistischen Palast, wo sie auf Papier all ihre Träumereien wahr werden lässt.

1 Pläne der Nacht


GRAVE

Durchscheinende Finger streifen meine Arme, doch in dieser Nacht bin ich nicht hier, um die Toten zu tragen. Eine geflügelte Silhouette bewegt sich über mir, was die Frage aufwirft, ob es eine Harpyie auf dem Weg zum Palast aus Knochen oder eine der Erinnyen ist. Ich hoffe auf Ersteres, weil ich Meg, der Rachegöttin, die mich vor zwanzig Jahren aus dem Leib meiner Mutter hob, versicherte, das Reich der Schatten heute nicht zu verlassen. Dabei sollte sie es besser wissen, schließlich zählen in der Unterwelt lediglich Taten und keine Versprechen. Auf die Worte von Daimonen und Verdammten sollte niemand vertrauen. Und obwohl jeder andere vor Megaira, der Zornigen, und ihren beiden Schwestern erzittert, haben die Erinnyen in mir nie Furcht ausgelöst.

Meine Macht als Antrieb nutzend, gleite ich zügiger durch den schwarzen Fluss, dem Ruf folgend, der uns alle ins Zentrum lockt. Gleichzeitig erfasst ein erneutes Vibrieren meine Brust. Es ist, als wäre die Hölle – womöglich auch der Erdkern selbst – in Bewegung. Die Unterwelt hat sich verändert, als Hades starb. Ungeachtet der Tatsache, dass Nyxʼ Söhne Hypnos und Thanatos versucht haben, es zu vertuschen, konnte ich sein Ableben spüren. Den Teil seiner Kraft, der daraufhin ohne mein Einverständnis durch meine Adern floss.

Seit diesem Tag vor wenigen Monaten sind die dunklen Rhythmen und Klänge kaum noch zu vernehmen. Als wäre das Herz, das wir uns alle teilten, verstummt. In manchen Momenten hätte ich dem Mythos des stillen Todes deshalb beinahe zugestimmt, würde nicht zu jeder Stunde das gedämpfte Wispern der Verlorenen an meine Ohren dringen. Sie fordern mich dazu auf, seinen Platz einzunehmen. Ignorieren meine Antwort, dass ich den König hasste. Ich fühle mich mit der Unterwelt verbunden, bin die Essenz des Styx, und trotzdem will ich dieses Erbe nicht. Ich will nichts, was einst mit Hades in Berührung war. Zu sehr lebt in mir die Erinnerung des gebrochenen Schwurs, der nur so lange hielt, bis er meiner Mutter eine Klinge ins Herz gerammt hat.

Als ich mein Ziel erreiche, ist die Silhouette über mir verschwunden. Ich umfasse den mit schwarzem Moos überzogenen Holzpfahl, welcher den Steg stabilisiert. Achtsam taste ich mich voran, und als ich die Oberfläche der Finsternis durchbreche, schlägt eine Welle über mir zusammen, während meine Brust – mein gesamter Körper – erneut vibriert. Ich spucke die dunkle Flüssigkeit des Acheron aus, die bereits dabei war, meinen Hals hinabzukriechen, und blinzele einige schwere Tropfen fort.

Es existieren fünf Flüsse in der Unterwelt – neben dem Styx, der ein Teil von mir ist, als giftig und unverwundbar machend zugleich gilt, gibt es den Acheron, in welchem ich mich in diesem Moment befinde. Er durchfließt das Zentrum des Hades und ist ebenso wie der Styx ein Totenfluss. Der Pyriphlegethon hingegen führt Feuer und Blut statt Wasser. Der Fluss des Wehklagens ist der Kokytos, aus welchem die Toten im Reich des Nebels und der Nacht trinken, das den Urgöttern Nyx und Erebos untersteht und im Nordosten der Unterwelt liegt. Erlösung und Fluch ist die Lethe, deren lockende Substanz Vergessen bringt.

Von meinem Versteck unter dem Steg beobachte ich, wie sich eine goldene Gondel, die – anders als die schwarzen Gefährte – für die Lebenden bestimmt ist, lautlos nähert. »Willkommen daheim.« Die Stimme, die vor Ironie trieft, ordne ich Thanatos zu. »Wollen wir darum wetten, was Mutter Miststück dieses Mal geplant hat?«

»Ich setze zehn Drachmen auf die Herrschaft über die Unterwelt«, knurrt Hypnos, der über das Reich des ewigen Schlafes regiert.

»Zehn Drachmen?«, spottet sein Bruder. »Damit können wir nicht einmal zwei Zyklopen zu einer Runde ›Pyriphlegethon oder stirb‹ herausfordern.«

»Man stirbt in beiden Fällen«, mischt sich eine weitere Person ein. »Es besteht nicht wirklich eine Wahl.« Ich höre, wie die drei aussteigen, und lege den Kopf in den Nacken. Durch den Spalt zwischen den Holzbrettern erkenne ich Lachesis, eine der Schicksalsgöttinnen.

»Klar, aber Zyklopen denken nicht weiter als vom Blut bis zur Ader, von daher …«, erwidert Thanatos unbeirrt und schlendert über den Steg. Lachesis hält abrupt inne. Als ihre kornblumenblauen Iriden mich fixieren, halte ich die Luft an.

Ja … Die Schicksalsgöttin, auch ,Moire‹ genannt, und ihre beiden Schwestern Klotho und Atropos wissen, wer ich bin. Schließlich ist Letztere dafür verantwortlich, den Lebensfaden der Sterbenden zu durchtrennen. Deshalb ist ihnen nicht entgangen, dass der Leib meiner Mutter auf dem Friedhof zurückblieb, ihre Seele sich auf eine neue Reise begab, während ich meinen ersten Atemzug Höllenluft nahm. Die Einzigen, für die meine Existenz neben den Moiren kein Geheimnis ist, sind die Rachegöttinnen Megaira, Alecto und Tisiphone sowie der ehemalige Fährmann Charon, dem Hades einige Jahre nach Styxʼ Tod die Herrschaft über das Reich der Schatten im Südosten der Unterwelt zusprach.

»Vermutlich hat Nyx herausgefunden, dass Hades tot ist«, äußert sich Hypnos. »Kommst du, Lissy? Oder willst du über dem schwarzen Fluss Wurzeln schlagen?« Die kornblumenblauen Augen reißen sich von mir los, ehe die Moire sich leichtfüßig zum Ende des Stegs bewegt. Ihre langen dunklen Haare wehen hinter ihr her.

»Es war nur eine Frage der Zeit«, brummt Thanatos. »Die Illusion, die Apate um seine Gemächer gesponnen hatte, war schon seit Wochen dabei zu verblassen.«

»Außerdem hat er wirklich schlimm gerochen«, murmelt Lachesis. »Nichts, was man auf lange Sicht verbergen kann.«

»Nicht vor einer Schnüfflerin wie Mutter Miststück.« Hypnos schnaubt belustigt, ehe er wieder ernst wird. »Es war ein Fehler, nicht die Stellung im Palast zu halten.«

»Die Ursache für den Zerfall der Hölle zu finden, hat Priorität. Wir können nicht überall sein«, rechtfertigt sich Thanatos. »Jeden Tag spüre ich, wie meine Macht schwindet. Als würde ich versuchen, durch einen Schleier nach meiner Kraft zu greifen.«

»Die Welt ist in Bewegung. Alles verändert sich«, bestätigt Lachesis eindringlich.

»Ich find’s gruselig, wenn du das mit deiner Schicksalsgöttinnen-Stimme sagst«, erwidert Thanatos. Hypnos’ Lachen, das folgt, klingt bereits weit entfernt.

Ich tauche ein Stück unter, sodass die nun seichten Wellen des Acheron meine Nasenspitze berühren. Aufmerksam mustere ich meine Umgebung, bevor ich mich am Rand des Stegs emporziehe. Die Sohlen meiner zerschlissenen Stiefel geben ein Knarzen von sich, sobald sie das Holz berühren und ich mich aufrichte. Zusätzlich erklingt ein leises Zischen, als die Hitze, die seit Hadesʼ Ableben an mir haftet, mein mit Löchern übersätes Shirt und meine Hose trocknet. Dann setze ich mich in Bewegung, als wäre es selbstverständlich, mich derart offen zu zeigen. Als hätte ich nicht den Großteil meines Lebens im Reich der Schatten zwischen den Todesfeen oder in der Schwärze des Styx verbracht.

Obwohl ich denke, dass ich den Sprung nicht schaffe, nehme ich Anlauf und hechte von der fahrenden Gondel in Richtung Kaimauer. Mein Mund öffnet sich zu einem Laut der Überraschung, als meine Knie hart auf dem heißen Stein aufschlagen und ich mit der Stirn gegen eine Hauswand stoße. Für einen Moment tanzen schwarze Punkte vor meinen Augen und ich kneife mehrmals die Lider fest zusammen. Unkoordiniert suche ich mit meinen Händen Halt, als ich das Gleichgewicht verliere und beinahe in den Acheron stürze. Erleichterung durchflutet mich, als ich einen Knauf fassen kann, welcher zur Befestigung der Gondeln dient. Angespannt atme ich aus, ehe ich auf die Füße komme, was nicht verhindert, dass meine Beine zittern, obwohl ich von Meg gelernt habe, dass die Hölle kein Ort ist, an dem man mit Schwäche überleben kann. Und manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt am Leben – oder lediglich eine der verlorenen Seelen bin, die dazu verflucht sind, in den dunklen Gewässern ihre Ewigkeit zu fristen.

Sobald ich meine Balance zurückgewonnen habe, setze ich einen Fuß vor den anderen, bewege mich eilig über die Kaimauer, während ich spüre, wie die Platzwunde an meiner Stirn heilt. Es ist nicht das erste Mal, dass ich das Reich der Schatten verlasse, wenngleich Megaira darauf besteht, dass ich noch zu jung bin, um mich in der Hölle zu bewegen oder Styxʼ Erbe anzutreten. Für gewöhnlich ist es Tisiphone, die Mitleid mit mir hat und mich nach draußen schmuggelt, um mir die Unterwelt zu zeigen. Und manchmal lässt sie sich erweichen, berichtet mir ein wenig mehr von meiner eigenen Geschichte, die mir fremd und so weit entfernt wie der Tartaros erscheint.

In ihren Erzählungen erwähnt sie, dass ich eigentlich der Sohn des Königs bin und im Palast aus Knochen aufwachsen sollte. Von Tisiphone weiß ich allerdings auch, dass das Schicksal seine Meinung ändern kann. Und dass ich aus diesem Grund nur ein vergessener Bastard bin. Ein neugieriger noch...

Erscheint lt. Verlag 28.6.2024
Reihe/Serie Grave
Grave
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Bookstagram • Booktok • Boys Love • Flame • Götterfantasy • griechische Götter • Jugendbuch für Mädchen • Jugenduch für Mädchen • LGBTQ • Liebesgeschichte für Te • Liebesgeschichte für Teenager • LoomLight • New Adult Fantasy • Romantasy ab 16 • spicy fantasy • Spicy Romantasy • Urban Fantasy
ISBN-10 3-522-65568-0 / 3522655680
ISBN-13 978-3-522-65568-2 / 9783522655682
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