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Solartopia - Bis zum Ende der Zeit (eBook)

Spannende Future-Fiction ab 12 Jahren ? Utopischer Jugendroman mit starker Heldin, magischer Natur und einem Kampf ums Überleben
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0539-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Solartopia - Bis zum Ende der Zeit -  Victoria Hume
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Nova ist in ihren Garten hoch oben in Turris zurückgekehrt. Und sie ist nicht mehr allein. An ihrer Seite ist nicht nur der junge Pilot Jett, sondern auch dessen Vater Harlin und die Rebellin Euly. Könnte es doch nur für immer so bleiben ... Doch Nova weiß: Sie müssen zurück nach Solartopia und dessen Bewohner vor den Plänen des Gärtners warnen. Denn er ist nicht das gütige Oberhaupt, für den alle ihn halten, sondern er hat vor, sie alle zurückzulassen, wenn der giftige Nebel, der auch Novas Turm bedroht, näher kommt. Doch um die anderen zu überzeugen, brauchen sie Beweise. Eine gefährliche Mission beginnt, bei der Nova und ihre Freunde versuchen, das geheime Labor des Gärtners ausfindig zu machen. Und ihnen läuft die Zeit davon ...  Das große Finale des packenden Future-Fiction-Zweiteilers!

Victoria Hume wurde 2022 von The Society of Children's Book Writers and Illustrators als eine der unentdeckten Stimmen des Jahres ausgezeichnet. Sie ist Ökologin und daher oft in der Wildnis Englands zu finden. Ihre Liebe zur Natur verleiht ihren Geschichten eine besondere emotionale Tiefe. Sie lebt mit Mann und Sohn in Brighton. Der »Solartopia«-Zweiteiler ist ihr Debüt.

Victoria Hume wurde 2022 von The Society of Children's Book Writers and Illustrators als eine der unentdeckten Stimmen des Jahres ausgezeichnet. Sie ist Ökologin und daher oft in der Wildnis Englands zu finden. Ihre Liebe zur Natur verleiht ihren Geschichten eine besondere emotionale Tiefe. Sie lebt mit Mann und Sohn in Brighton. Der »Solartopia«-Zweiteiler ist ihr Debüt.

Kapitel 1


Der Blauregen über mir sprüht vor Freude. Und mir geht es genauso. Durch seine Blätter schimmern die ersten Sonnenstrahlen – ein weiterer wunderschöner Tag auf Turris. Vorsichtig steige ich aus der Hängematte. Die sanfte Bewegung weckt Jett, und er stemmt sich hoch, so dass das ganze Ding ins Wanken gerät.

Mit einem Schreckensschrei reißt er die Augen auf. »Nova!«

Er greift nach den Rändern der Hängematte und beugt sich so weit vor, dass ihm die Haare ins Gesicht fallen. Da kippt sie zur Seite, und er wirft sich wieder auf den Rücken, um nicht rauszustürzen. Seine Beine ragen in die Höhe.

»Beruhige dich!« Ich kriege kaum Luft vor Lachen. »Du machst es nur noch schlimmer.«

»Hilfe! Du weißt doch, dass ich aus dieser Todesfalle nicht allein rauskomme.«

Wie ein Schmetterling, der sich langsam aus seinem Kokon schält, setzt Jett sich auf.

»Achtung …«, stoße ich noch hervor, aber zu spät – seine Hand liegt schon dort, wo sie nicht hinsollte.

Jäh dreht sich die gesamte Hängematte um die eigene Achse und schleudert ihn zu Boden. Rums. Er blinzelt benommen den Schlaf aus den Augen und schiebt sich die verstrubbelten Haare aus der Stirn. Dann zieht er sich die Decke wieder über seine nackten Schultern.

»In dieses Ding kriegen mich keine zehn Pferde mehr«, klagt er.

Ich kichere – das sagt er jedes Mal. Gähnend strecke ich mich, um den Nebel des Schlafes zu vertreiben, und überlasse Jett seiner Morgenmuffeligkeit. Ich bin bereit für einen neuen Tag.

Die Vögel singen schon, versuchen verzweifelt, Partnerinnen anzulocken. Ein Rotkehlchen sitzt mit aufgeplusterter Brust auf einem Spaten und beobachtet mich aus glänzenden dunklen Augen. Ich pfeife eine kurze Melodie in seine Richtung, aber die Töne verklingen bald. Ich bin nicht mit dem Herzen dabei. In letzter Zeit stimme ich weniger leidenschaftlich in den Gesang der Vögel ein … seit Jetts Freunde mich dafür ausgelacht haben.

Während meines Besuchs in Solartopia ist mir klar geworden, dass meine Sicht auf die Welt eine andere ist als die der Menschen dort. In dieser riesigen, strahlenden Stadt schert sich eigentlich gar niemand darum, im Einklang mit der Natur zu leben. Nahrung und Wasser werden behandelt, als gäbe es einen unbegrenzten Vorrat. Ich verstehe das Verhalten der Städterinnen und Städter nicht, und ihnen geht es mit mir wahrscheinlich genauso. Jett würde mich natürlich nie dafür auslachen, mit den Vögeln zu singen, trotzdem breche ich mein Lied schnell wieder ab.

Goldene Pheromone stieben auf, um mich zu begrüßen. Eine Welle der Aufregung rollt durch den Garten, als die Pflanzen merken, dass ich wach bin. Noch vor ein paar Wochen konnte ich sie kaum hören, ohne mich furchtbar anzustrengen, und jetzt geht es wie von allein. Ihr Flüstern ist immer da. Tatsächlich kostet es mich inzwischen sogar mehr Mühe, sie zu ignorieren. Innerhalb von Sekunden weiß ich, dass der Garten größtenteils glücklich und gesund ist. Mas Mittel gegen den Smog wirkt: Dank der Ferula expurga, die Jett und ich gefunden haben, gedeihen die Pflanzen wieder.

Vorerst.

Denn die tödliche schwarze Nebeldecke, die unser Hochhaus einhüllt, steigt jeden Tag höher.

In die goldenen Glückssignale mischen sich orangefarbene Funken. Die Pflanzen brauchen Wasser. Früher wäre ich ihnen sofort zu Hilfe geeilt und hätte meinen kostbaren Vorrat verbraucht. Jetzt erkenne ich an ihren endlosen Spiralen, dass sie den nahenden Regen spüren und voller Vorfreude sind. Alle außer der Salat, dessen Pheromone panisch hin und her flirren. Der hat immer Durst, besonders jetzt, wo die Tage länger und wärmer werden. Genau wie bei den Menschen lerne ich langsam, dass die Sprache der Pflanzen reicher und komplexer ist, als ich je gedacht hätte. Die Farbe ihrer Pheromone macht nur einen winzigen Teil ihrer Kommunikation aus. Das Glitzern folgt Bewegungsmustern, die unterschiedliche Bedeutungen haben.

Ich schnappe mir eine Gießkanne und werfe dabei versehentlich einen Eimer um, der über das Steinpflaster klappert.

Jett streckt den Kopf aus dem Blauregenvorhang und grummelt vor sich hin. Blinzelnd reibt er sich das Gesicht und schaut in den Himmel.

»Regen im Anflug«, sagt er, während er mit seinem Pilotenblick den Horizont scannt. Er deutet auf die Berge, über denen schon ein Schleier hängt. »Der Wind weht ihn direkt auf uns zu.«

»Ich weiß«, erwidere ich.

Die Vegetation am fernen Berghang summt gierig und geschäftig, während sie den Regenguss aufsaugt. Dahinter spüre ich schwach, aber deutlich, die Pflanzendichte von Solartopia.

Jett wendet sich mit hochgezogenen Brauen zu mir um. »Woher?«

Ich deute auf meinen Garten, der erwartungsvoll bebt, und Jett bricht in schallendes Gelächter aus.

»Na klar«, stößt er vergnügt hervor. »Und was hat er dir sonst noch alles verraten? Dass du das schönste Mädchen auf der ganzen Welt bist, das mit Pflanzen sprechen kann?«

Ich schaue ihn verwirrt an. Ich bin das einzige Mädchen auf der Welt, das mit Pflanzen sprechen kann. Jett schenkt mir sein typisch schiefes Lächeln – halb neckend, halb bewundernd. Er macht nur Spaß. Auch auf meinem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus, während ich in dem warmen, übermütigen Gefühl bade, das ich immer in seiner Nähe verspüre.

»Eigentlich beschwert er sich gerade, dass du ihm in der Sonne sitzt.«

Grinsend blickt Jett auf das Fleckchen Gras neben sich. »Oh! Bitte entschuldigen Sie vielmals«, sagt er zu den Halmen und zwinkert mir zu.

Anschließend fährt er sich durch die Haare, und mein Magen zieht sich zusammen. Wie kann er so früh am Morgen schon so gut aussehen, während ich mich völlig zermatscht fühle? Mein Blumenschlafanzug ist knittrig, und ich muss mir dringend die Zähne putzen.

»In diesem Folterinstrument habe ich kein Auge zugetan«, bemerkt Jett. »Guck! Die Sonne ist noch nicht mal ganz aufgegangen.« Kopfschüttelnd rappelt er sich hoch, die helle Steppdecke um sich geschlungen. Darunter blitzt seine nackte Brust hervor. »Ich springe wohl besser mal unter die Dusche.« Damit schlendert er auf die Treppe zu und tätschelt unterwegs das Flugrad, das ungenutzt auf dem Gras glänzt, gleich neben dem Flugzeug, das er vom Flughafen in Solartopia gestohlen hat.

Lächelnd schaue ich ihm nach. Jett könnte in jedem Zimmer von Turris schlafen, klettert aber Nacht für Nacht mit mir in die Hängematte, obwohl es für ihn so unbequem ist. Es fühlt sich gut an, dass er meine Nähe offenbar genauso braucht wie ich seine.

Nicht weit von mir entfernt feuert eine grummelige Ringelblume eine Salve dunkelvioletter Pheromone ab. Eine Sonnenblume raubt ihr mit einem ihrer großen, schlaffen Blätter das Licht. Ich seufze schwer. Schon wieder? Darum hatte ich mich doch gekümmert. Die Ringelblume versprüht den nächsten Schwall. Eigentlich sollte man meinen, Pflanzen hätten mehr Geduld. Aber die kurzlebigen Einjährigen tun gerne so, als wäre die kleinste Verzögerung schlimmer als Blattläuse.

»Moment«, murmle ich ihr zu. »Ich muss erst den Salat gießen.«

Ich blicke hinunter auf meine Brust, wo meine eigenen kunterbunt schillernden Pheromone wirbeln und flattern wie Schmetterlingsflügel. Eine seltsame, ganz neue Erfahrung. Als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, hätte ich beinahe einen Herzinfarkt bekommen. Ich dachte, in mir wächst eine Pflanze heran. Aber nachdem mir keine Blätter aus der Haut gebrochen sind, wurde mir irgendwann klar, dass die Pheromone wohl mit meinen gesteigerten Kräften zusammenhängen.

Meine Signale sind anders als die der Pflanzen. Pflanzenpheromone beschränken sich meistens auf das stärkste und dringendste Bedürfnis. Meine dagegen sind ein schimmerndes Durcheinander. Und die Sprache – die Muster, die Farben – ist ebenfalls anders.

Ich hole tief Luft und versuche, ganz ruhig zu werden. Langsam setzen sich die blauen Flitter durch. Während ich ausatme, lasse ich sie in Richtung Ringelblume strömen.

»Ich bin gleich bei dir«, versichere ich ihr und beobachte fasziniert, wie unsere Pheromone aufeinandertreffen.

Als sie sich berühren, verschmelzen sie miteinander. Nach und nach verblasst das wütende Violett zu einem gelasseneren Fliederton. Das hektische Zickzack wird zu geruhsamen Kreisen. Die Ringelblume macht sich noch immer Sorgen, aber ohne so dramatisch zu sein.

Bevor ich mich um sie kümmere, pumpe ich etwas Wasser für den Salat aus den Speichern und passe gut auf, dass nichts davon auf seine zarten Blätter gerät. Der Salat versprüht einen goldenen Dankesschauer – quasi ein Seufzer der Erleichterung bei Pflanzen –, während seine Wurzeln die Flüssigkeit aufnehmen.

Okay. Was mache ich jetzt mit der Ringelblume?

Bei meinem ersten Versuch habe ich die Sonnenblume einfach hochgebunden. Aber die Stäbe, die ich benutzt habe, sind schon wieder zu kurz, und die Sonnenblume lehnt sich über ihre kleine Nachbarin. Ich versuche, die Stützen zurechtzurücken, doch das bringt nichts. Letztlich befestige ich die Sonnenblume an einem längeren Stab, so dass sie endgültig aufrecht steht. Gerade als ich fertig werde, bricht die Sonne durch die Wolken, dunkelorange wie die Spitzen der Ringelblumenknospen. Die Pflanze verströmt goldenen Glücksglitzer, der sich auf meine Haut legt, ehe er verblasst.

Ich lächle. »Gern geschehen.«

Trotz meiner Gefühle für Jett genieße ich diese Zeit allein in meinem Garten. Nur ich und die Pflanzen und der endlos weite Himmel. Von Mas alter Freundin Euly und Jetts Vater Harlin...

Erscheint lt. Verlag 29.5.2024
Reihe/Serie Solartopia
Solartopia
Übersetzer Katrin Segerer, Yvonne Eglinger
Zusatzinfo 2 s/w-Abbildungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 Jahren • Abenteuer • Abenteuerroman • action bücher ab 12 • Fantasy • Fantasy Geschichten ab 12 • Future Fiction • grüne Architektur • jugendromane für jungs • Klima • mädchen romane • Nachhaltigkeit • Pflanzenmagie • Roman für Mädchen • science fiction für kinder jugendliche • SolarPunk • spannende Jugendbücher • Umwelt • Urban Farm • Utopie • Zukunftsgeschichten
ISBN-10 3-7336-0539-X / 373360539X
ISBN-13 978-3-7336-0539-1 / 9783733605391
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