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Wer flüstert, der stirbt (eBook)

Psychologische Spannung von der niederländischen Queen of Crime
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
224 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4904-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wer flüstert, der stirbt -  Mel Wallis de Vries
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Die sechzehnjährige Nikki wacht blutüberströmt in einem Park auf. In den Händen hält sie ein Messer, und etwas weiter liegt ein anderes Mädchen - schwerverletzt und bewusstlos. Nikki hat keine Ahnung, wer sie ist oder was geschehen ist, aber alles deutet darauf hin, dass sie selbst dieses Mädchen niedergestochen hat. Verzweifelt versucht Nikki herauszufinden, was in dieser Nacht passiert ist, und ihre eigene Unschuld zu beweisen. Doch die Verdachtsmomente häufen sich. Wie kann es sein, dass sie sich an nichts erinnert? Und wem kann sie noch vertrauen? Nikki macht sich auf die Suche nach der Wahrheit - und findet Verstörendes heraus ...



Mel Wallis de Vries, geboren 1973, ist in den Niederlanden DIE Autorin für Psychothriller im Jugendbuch. Ihre Titel finden sich regelmäßig auf den Bestsellerlisten wieder und werden von Jugendlichen wie Erwachsenen gerne gelesen. HAAT ist bereits der neunte Band der Autorin, der bei ONE erscheint.

Mel Wallis de Vries, geboren 1973, ist in den Niederlanden DIE Autorin für Psychothriller im Jugendbuch. Ihre Titel finden sich regelmäßig auf den Bestsellerlisten wieder und werden von Jugendlichen wie Erwachsenen gerne gelesen. HAAT ist bereits der neunte Band der Autorin, der bei ONE erscheint.

Kapitel 2


Das Licht der Straßenlaternen zuckt durch die Fenster des Rettungswagens. Hin und wieder erhasche ich einen Blick auf ein Gebäude, eine Ampel, einen Laden. Wir fahren überall gleich schnell vorbei.

Ich höre, wie der Fahrer etwas in ein Funksprechgerät sagt. »28 unterwegs zur NA der Uniklinik, Code 414, Priorität A2.«

Knacken, danach eine Stimme, die antwortet: »Zentrale an 28, die Daten wurden der Klinik übermittelt.«

»Wir sind in zwei Minuten da, fahren jetzt über die Kreuzung zur De Boelelaan.«

»Verstanden, ihr werdet erwartet.«

Die Sanitäterin sitzt neben mir und lächelt. »Wir sind fast da.«

»O-okay.«

Sie scheint es nicht schlimm zu finden, dass ich kaum etwas sage, und richtet den Blick auf einen Monitor über ihrem Kopf, auf dem jede Menge Linien und Zahlen zu sehen sind.

Alles ist so unwirklich. Ich versuche verzweifelt, eine logische Erklärung zu finden für das, was hier passiert. Eine andere Erklärung als die, dass ich verrückt geworden sein könnte.

Ich spüre, dass der Rettungswagen langsamer wird, eine Rampe hinunterfährt und parkt. Die Türen öffnen sich, ich werde mitsamt Trage in ein Parkhaus gefahren. Die Luft ist kalt und stinkt nach Abgasen.

Die Rettungssanitäter rollen mich durch zwei Schiebetüren in die Notaufnahme. Wir fahren durch einen Flur, an einem überfüllten Wartebereich vorbei. Alle starren mich schweigend an. Ich komme mir lächerlich vor und schaue schnell zur anderen Seite.

Die Krankentrage wird gedreht und in einen hell erleuchteten Raum mit einem Behandlungstisch und einem Stuhl geschoben. Ein Arzt und eine Pflegerin eilen zu mir, als hätten sie nur auf diesen Moment gewartet.

»Hallo, Nikki«, sagt der Arzt.

Merkwürdig, dass er meinen Namen weiß.

»Wir heben dich jetzt auf den Behandlungstisch«, fährt er fort. Ohne meine Antwort abzuwarten, nimmt er meine Beine.

Der Sanitäter greift unter meine Achseln. »Und hopp«, sagt er.

In einer fließenden Bewegung heben sie mich auf den Behandlungstisch.

Die Pflegerin deckt mich mit einer Decke zu.

»Alles Gute, Nikki«, sagt der Sanitäter, während er die Krankentrage zur Tür schiebt.

Die Frau hebt ihren Daumen, als wollte sie sagen: Das wird schon wieder.

Sie verschwinden im Gang.

»So, Nikki«, sagt der Arzt und lächelt. Er zieht sich den Stuhl neben den Behandlungstisch und setzt sich. »Wo tut es denn weh?«

»M-mein Kopf.«

»Hm-m.« Er nickt, als hätte ich die richtige Antwort gegeben, und wirft einen Blick auf meinen Scheitel. »Du hast tatsächlich eine Kopfwunde.«

Es ist, als würde ich die Kopfschmerzen gleich noch intensiver fühlen.

»Und deine Hände?«, fragt er weiter.

Ich schaue darauf. Das Blut ist in dicken schwarzen Krusten getrocknet.

»Ich spüre nichts«, sage ich zögernd.

Der Arzt winkt der Pflegerin. »Würden Sie ihre Hände vorsichtig mit sterilem Wasser und einem Tupfer säubern?«

Die Pflegerin rollt einen kleinen Materialwagen zu mir hinüber. »Ich bin Tineke«, sagt sie lächelnd, als würde das eine Rolle spielen. Sie streift Latexhandschuhe über und tröpfelt ein wenig Wasser aus einer Plastikflasche auf einen Tupfer. »Sag bitte sofort, wenn es wehtut.« Vorsichtig nimmt sie meine Hände.

Der nasse Tupfer fühlt sich kalt an auf meiner Haut. Das Blut lässt sich auflösen, als wäre es Farbe.

Die Pflegerin legt die benutzten Tupfer in einen Plastikbehälter. »Fertig«, sagt sie.

Wir starren alle drei auf meine sauberen Hände. Keine Wunde zu sehen. Nicht mal eine kleine Schramme. Das sollte eine Erleichterung sein, aber seltsamerweise ist es das nicht. Warum klebte dieses Blut dann an meinen Händen?

Der Arzt scheint dasselbe zu denken. »Vielleicht hast du deine Kopfwunde angefasst«, sagt er zweifelnd. Er wirft der Pflegerin einen Blick zu.

Ich sehe, dass sie den Behälter mit den Tupfern in eine Plastiktüte steckt und einen Sticker aufklebt. Warum wirft sie die Tupfer nicht einfach weg?

»Sag mal, Nikki.« Der Arzt räuspert sich. »Könntest du uns erzählen, was da im Park passiert ist?«

Ich beiße mir auf die Lippe. Diese Frage habe ich mir im Rettungswagen schon hundertmal gestellt. Ich weiß noch, dass ich durch den Park ging, über die Brücke zu dem dicht bewachsenen Stück mit den Bäumen, und dass es sehr dunkel war, weil es regnete – aber da hören die Bilder auf.

»Ich ... Ich war auf dem Weg zum Tanztraining«, sage ich leise.

»Und dann?«

»Das ... Das weiß ich nicht mehr.«

»Erinnerst du dich wirklich an nichts mehr?« Er sagt das in einem Ton, als würde er an meinen geistigen Fähigkeiten zweifeln.

Ich schüttle den Kopf.

»Bewusstseinsverlust oder Gedächtnisverlust kann auf eine Gehirnerschütterung hinweisen. Oft weiß man dann vorübergehend nichts mehr von dem Zeitraum kurz vor und kurz nach dem Schlag.« Der Arzt sieht mich bedächtig an.

Die Pflegerin tut so, als hätte sie viel aufzuräumen, aber ich habe den Eindruck, sie lauscht bloß.

»Ich werde noch eine weitere Untersuchung vornehmen.« Der Arzt tastet meinen Nacken ab, bewegt vorsichtig meinen Kopf. »Sehr gut«, murmelt er. Aus der Brusttasche seines weißen Kittels zieht er eine Art eisernen Stift. »Schau bitte mal in die Lampe.«

Ein grelles Licht leuchtet plötzlich in mein Auge.

»Deine Pupillen reagieren normal«, murmelt der Arzt, während er auch mein anderes Auge kontrolliert. »Jetzt schließe die Augen bitte einmal und berühre mit dem Zeigefinger die Nasenspitze.«

Ich tue, was er sagt, und tippe meine Nase an.

»Großartig«, sagt er sehr übertrieben, als hätte ich einen schwierigen Test bestanden.

Ich hoffe immer noch, dass das hier nicht wirklich passiert. Innerlich kämpfe ich gegen den Drang, aufzustehen und wegzulaufen. »Ich möchte nach Hause«, sage ich leise.

»Wir haben deine Eltern angerufen«, antwortet er. »Sie kommen gleich. Aber ich bin mir nicht sicher, ob du nicht lieber eine Nacht zur Beobachtung hierbleiben solltest.«

»Nein, nein«, sage ich schnell. »Es ist wirklich alles gut.« Zur Demonstration schiebe ich mich hoch und schwinge meine Beine über den Rand des Behandlungstisches. Etwas zu schnell, denn ich spüre, wie mich eine Welle der Übelkeit überspült.

Der Arzt schaut mich besorgt an. »Geht es?«

Ich presse die Zähne aufeinander. »Ja, ja, kein Problem.«

»Hm«, sagt er und seufzt tief. »Ich werde jetzt erst die Wunde an deinem Kopf nähen. Danach schauen wir, ob du nach Hause kannst. Tineke!«

Die Pflegerin rollt wieder einen Materialwagen zu uns. Sie lächelt mich an.

Dieses ganze Lächeln macht mich nervös.

Der Arzt schiebt die Haare auf meinem Scheitel vorsichtig zur Seite. »Es tut mir leid, aber wir müssen ein Stück wegrasieren, sonst kann ich nicht gut nähen.«

Ohne weitere Diskussion schmiert er mir einen Klecks Rasierschaum in die Haare. Mit einem Messer entfernt er sorgfältig ein paar Haare. Ich sehe lange dunkelblonde Strähnen auf den Boden fallen. Seine Fingerspitzen befühlen meine Haut.

Ich stoße einen kleinen Schrei aus.

»Tut das weh?«, fragt er. »Es ist eine ziemliche Beule. Aber halb so schlimm. Ich glaube, du hast sehr viel Glück gehabt. Jetzt musst du noch kurz den Kopf stillhalten, dann kann ich die Stelle betäuben.«

Ich sehe, dass er eine Injektionsnadel und eine Ampulle vom Tisch nimmt. Mein Magen dreht sich um.

Die Pflegerin versucht mich abzulenken. »In welche Klasse gehst du?«

»Äh, in die Zehnte.«

»Gehst du gern zur Schule?«

Nein, natürlich nicht, denke ich. »Geht so«, murmele ich. »Letztes Jahr bin ich sitzen geblieben.«

»Das tut mir leid.«

Ich zucke mit den Schultern. Schon okay, es gibt schlimmere Dinge in meinem Leben. Ich spüre die Nadel und krümme mich zusammen.

Die Pflegerin nimmt meine Hände. Meine rosafarbenen, sauberen Hände. Ich versuche, nicht draufzuschauen.

»Hast du viele Freundinnen in deiner neuen Klasse?«, fragt sie.

Was für ein dämliches Gespräch. »Ja«, sage ich widerwillig.

»Das ist schön.« Sie nickt und fängt an, von ihrer Tochter und deren Schule zu erzählen. Das interessiert mich nicht die Bohne, aber ich versuche, mich auf ihre Stimme zu konzentrieren, während der Arzt prüft, ob die Betäubung wirkt, und danach zu nähen beginnt.

»So, das hätten wir«, sagt er nach einer Weile und rollt auf seinem Stuhl von mir weg. Beim Mülleimer streift er seine Latexhandschuhe ab. »Deine Freundin hat weniger Glück gehabt.« Er sieht mich fast übertrieben mitfühlend an. »Sie liegt...

Erscheint lt. Verlag 22.12.2023
Reihe/Serie deVries-Thriller
deVries-Thriller
Übersetzer Verena Kiefer
Sprache deutsch
Original-Titel Haat
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Da waren's nur noch zwei • Erinnerung verloren • Himmel oder Hölle? • Ich sehe was, was du nicht siehst • Jugendbücher • Krimi für Jugendliche • Mädchen versenken • Niederlande • Protagonistin verdächtigt • psychologische Spannung • Schnick, schnack, tot • Spannung • Thriller ab 14 • Wer sich umdreht oder lacht • YA
ISBN-10 3-7517-4904-7 / 3751749047
ISBN-13 978-3-7517-4904-6 / 9783751749046
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