Four Houses of Oxford, Band 1: Brich die Regeln (Epische Romantasy mit Dark-Academia-Setting) (eBook)
480 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51116-7 (ISBN)
Anna Savas wurde 1993 geboren und kann sich ein Leben ohne Bücher nicht vorstellen. Seit ihrer Kindheit ist Schreiben für sie wie Atmen, und, weil Ideen oftmals aus dem Nichts kommen, hat sie immer ein Notizbuch dabei. Die Autorin freut sich immer, von ihren Leser*innen auf Instagram zu hören (@annasavass).
Anna Savas wurde 1993 geboren und kann sich ein Leben ohne Bücher nicht vorstellen. Seit ihrer Kindheit ist Schreiben für sie wie Atmen, und, weil Ideen oftmals aus dem Nichts kommen, hat sie immer ein Notizbuch dabei. Die Autorin freut sich immer, von ihren Leser*innen auf Instagram zu hören (@annasavass).
KAPITEL 1
HARPER
Fluchend hastete ich Richtung Bahnhof. Der Tag hatte mies angefangen und so wie es schien, war vorerst auch keine Besserung in Sicht.
Ich war spät dran. Viel zu spät, und das nur, weil ich den Bus genommen hatte. Heute wäre ich sogar schneller gewesen, wenn ich gelaufen wäre, weil der Bus wegen eines Unfalls in einer Einbahnstraße stecken geblieben war. Das war vor einer halben Stunde gewesen. Als ich noch eine Menge Zeit gehabt hatte.
Jetzt hatte ich keine Zeit mehr.
Die Rollen meines Koffers gaben ein nervtötendes Klackern von sich, als ich ihn über den unebenen Bürgersteig zog. Der Wind fuhr durch meine Haare und ich fröstelte. Es war erst Anfang September, aber der Herbst war schon deutlich spürbar. Die Blätter der Bäume verloren bereits ihr Grün, wurden braun und rot, und obwohl es noch früh war, war es seltsam dämmrig. Als wollte es heute nicht richtig hell werden. Offenbar war das Wetter genauso schlecht drauf wie ich.
So hatte ich mir den Start in mein neues Leben definitiv nicht vorgestellt.
Ich stieß ein erleichtertes Seufzen aus, als ich um die nächste Ecke bog und endlich der Bahnhof Manchester Piccadilly in Sichtweite kam. Für einen Moment hielt ich inne und atmete tief durch. Meine Beine schmerzten und meine Lunge brannte. Meine Kondition war wirklich unterirdisch.
Aber es nützte nichts. Ich musste weiter. Ich schob die Träger meines Rucksacks auf den Schultern zurecht und wollte mich gerade in Bewegung setzen, als jemand so heftig gegen mich stieß, dass mir der Griff meines Koffers aus der Hand gerissen wurde. Fluchend stolperte ich nach vorn, schaffte es aber gerade noch, mich zu fangen, bevor meine Knie Bekanntschaft mit der Straße machten.
Der groß gewachsene, dunkelhaarige Typ, der mich angerempelt hatte, hastete weiter, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, von einer Entschuldigung ganz zu schweigen. Fassungslos starrte ich ihm nach und brauchte einen Moment zu lange, um meine Stimme wiederzufinden.
»Arschloch!«, schrie ich ihm hinterher, aber er ignorierte mich.
Gott, warum mussten die Leute dermaßen ätzend sein? Okay, nicht alle waren unausstehlich, aber als Menschenfreund würde ich mich nicht unbedingt bezeichnen. Wahrscheinlich waren die wechselnden Pflegefamilien, bei denen ich mein ganzes Leben lang gewohnt hatte, daran nicht ganz unschuldig.
Für einen Moment wanderten meine Gedanken zu Victor und Anita, dem Ehepaar, bei dem ich die letzten Monate verbracht hatte. Wir hatten uns nicht besonders gut verstanden – die Untertreibung des Jahres – und sie waren mindestens so froh gewesen wie ich, als ich achtzehn geworden war und damit offiziell für mich selbst verantwortlich. Ich spürte nicht einmal einen Funken Wehmut darüber, dass die vergangene Nacht auch die letzte in dem heruntergekommenen Haus gewesen war, in dem winzigen Zimmer, das ich mir wochenlang mit zwei anderen Mädchen hatte teilen müssen. Das war wirklich keine spaßige Angelegenheit gewesen.
Das Läuten einer fernen Glocke riss mich aus meinen Gedanken. Mist! Sieben Minuten. Ich hatte noch exakt sieben Minuten, bis mein Zug abfuhr.
Hastig schnappte ich mir meinen Koffer und rannte los. Ich erreichte den Bahnhof gerade noch rechtzeitig, hetzte durch die Halle zum richtigen Gleis und blieb abrupt stehen, als die Anzeigetafel an Gleis 6 nicht Oxford, sondern Sheffield anzeigte.
»Nein, nein, nein!« Konnte dieser Tag noch schlimmer werden? Wo war mein Zug?
Hektisch sah ich mich um. Hier musste doch irgendwo jemand sein, den ich fragen konnte! Wieso war hier niemand?
Mir entwich ein frustrierter Laut, dann sprintete ich zurück in die Halle und zur Information. Ich war so in Panik, dass ich meinen Zug auf der Anzeigetafel auch nicht fand. Keine zwei Minuten mehr.
Verdammt. Verdammt. Verdammt!
Mein Herz raste. Ich konnte es mir nicht leisten, diesen Zug zu verpassen. Mir fehlte das Geld für ein neues Ticket. Ich musste in diesen Zug!
Dann entdeckte ich ihn doch endlich in der viel zu langen Liste und rannte los. Gleis 11. Ernsthaft? Das war fast am anderen Ende des Bahnhofs.
Auf dem Weg rempelte ich mehrmals jemanden an, aber das war mir egal. Ich hatte keine Zeit, mich zu entschuldigen, und ich konnte auch nicht nach dem richtigen Waggon suchen, als ich endlich das Gleis erreichte und tatsächlich Oxford auf der Anzeigetafel stand. Also sprang ich einfach in den Wagen vor mir. Die Türen schlossen sich mit einem leisen Zischen hinter mir und einen Moment später setzte sich der Zug mit einem Ruck in Bewegung.
Schwer atmend lehnte ich mich an die Wand und schloss für einen Moment die Augen. So ein Scheißtag.
Als mein Herz wieder einigermaßen gleichmäßig schlug, zog ich mein Handy aus dem Rucksack, rief das Ticket in der Trainline-App auf und machte mich auf die Suche nach meinem Platz. Zum Glück dauerte es nicht lange, bis ich die Nummer fand, ich musste mich dafür noch nicht einmal durch den halben Zug drängeln. Ich betrachtete das als Fortschritt. Vielleicht würde der Rest des Tages doch noch besser werden.
»Darf ich mal?«, fragte ich das Mädchen, das mit einem Buch in der Hand auf dem Nachbarplatz saß, und zwang mich zu einem freundlichen Lächeln.
»Klar.« Sie drehte sich ein Stück zur Seite, nachdem ich meinen Koffer auf die Gepäckablage gewuchtet hatte, und als ich mich endlich auf das durchgesessene Polster fallen ließ, stieß ich ein befreites Seufzen aus.
Meine Sitznachbarin widmete sich glücklicherweise sofort wieder ihrem Buch. Erleichtert, dass sie offenbar kein Mensch war, der sich sofort mit jeder fremden Person unterhalten wollte, wandte ich mich ab und zog meine Kopfhörer aus dem Rucksack, von denen einer einen absolut nervigen Wackelkontakt hatte.
Während die ersten Klänge des Songs Breathe von NF erklangen, vibrierte wie aufs Stichwort mein Handy und zeigte mir eine neue Nachricht an.
Cece 9:23:
Hat alles geklappt? Mein Zug geht in eineinhalb Stunden. Wir treffen uns dann am Bahnhof?
Automatisch breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Cece war meine beste Freundin, seit ich mit zwölf ein paar Monate bei ihrer Familie gewohnt hatte, bevor ihre Eltern sich scheiden ließen und sie mit ihrer Mutter nach Southampton gezogen war. Danach war ich bei einer neuen Familie in Manchester gelandet und inzwischen hatten wir uns seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Es sei denn, Video-Calls zählten, dann sahen wir uns praktisch täglich. Sie war die Einzige, der ich voll und ganz vertraute, die Einzige, die jedes meiner Geheimnisse kannte.
Dass wir jetzt zusammen in Oxford Jura studieren würden, war ein kleines Wunder. Ohne das Stipendium, das ich bekommen hatte, hätte ich nie dort anfangen können. Dann hätte ich auch nicht die Möglichkeit gehabt, Cece jeden Tag zu sehen, und nach den letzten Jahren war die Aussicht auf eine Konstante in meinem Leben – vor allem, wenn es sich dabei um meine beste Freundin handelte – ein Geschenk des Himmels.
Ich schüttelte über meine eigene Rührseligkeit den Kopf. Normalerweise war ich nicht so sensibel. Aber heute war nicht normalerweise.
Ich 9:23:
Machen wir
Cece 9:24:
Gut, und dann will ich alles über Xavier wissen!
Mein Lächeln erlosch. Ich hatte Cece wirklich viel zu erzählen. Es gab keinen Xavier, hatte es auch nie. Aber wir waren dazu übergegangen, den Absender der Briefe, die neben der Einladung der Diamonds ganz tief unten in meinem Rucksack lagen, so zu nennen. Zugegeben, die Briefe könnten auch von einer Frau geschrieben worden sein, aber die Schrift auf den Umschlägen war kaum lesbar gewesen und es gab nur wenige Namen mit X, die keine absoluten Zungenbrecher waren. Xavier war also die naheliegende Lösung gewesen. Ganz abgesehen davon, konnte es einem Menschen, der einfach nur mit X unterzeichnete und sich auch nicht auf dem Umschlag kenntlich machte, wohl egal sein, welchen Namen wir ihm gaben.
Es war Wochen her, seit ich den ersten Brief bekommen und zuerst für einen schlechten Scherz gehalten hatte. Doch in kurzen Abständen waren weitere Briefe angekommen und irgendwann hatte ich mich dabei ertappt, die Worte darin zu glauben.
Tja und jetzt musste ich mit Cece über all das sprechen, damit ich sichergehen konnte, dass ich nicht den Verstand verlor. Ich hatte ihr zwar erzählt, was in den Briefen stand, aber etwas zu hören oder schwarz auf weiß zu lesen, waren nun mal zwei verschiedene Dinge. Und was ich darüber erzählte, klang deutlich bescheuerter, als die Briefe es tatsächlich waren.
Ich schrieb ihr kurz zurück und starrte dann aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft. Es juckte mir in den Fingern, die Briefe aus dem Rucksack zu holen und sie noch einmal zu überfliegen, dabei konnte ich sie praktisch auswendig.
Harper, ich weiß, das klingt verrückt, aber du musst …
Ich schloss die Augen und ließ die Briefe im Rucksack, während die Wörter durch meinen Kopf tanzten. Wörter, die mein ganzes Leben verändert hatten. Noch mehr als die Einladung der Diamonds. Denn es waren Xaviers Briefe, die mich dazu gebracht hatten, die Einladung der Studentenverbindung auch anzunehmen – nicht die Annehmlichkeiten, die Elizabeth Campbell mir versprochen hatte, so verlockend sie auch sein mochten. Für jeden anderen vermutlich auch wären. Nur eben nicht für mich.
Als der Zug schließlich in den Bahnhof von Oxford einfuhr, griff ich ein zweites Mal an diesem Tag nach meinem...
Erscheint lt. Verlag | 28.2.2022 |
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Reihe/Serie | Four Houses of Oxford | Four Houses of Oxford |
Mitarbeit |
Cover Design: Carolin Liepins |
Verlagsort | Ravensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | ab 14 Jahren • Buch • Bücher • College • für Mädchen • Geschenk • Geschenkidee • Jugendbuch • Kartenspiel • Kiss me once • Lesen • Liebe • Liebes-Geschichte • Literatur • Love-Story • New Adult • Romantasy • Romantic Fantasy • romantisch • Sexy • Universität • Zweiteiler |
ISBN-10 | 3-473-51116-1 / 3473511161 |
ISBN-13 | 978-3-473-51116-7 / 9783473511167 |
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