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Bad Castro (eBook)

Thriller | Brandaktuelle Gang-Action des preisgekrönten Erfolgsautors

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
208 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43976-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bad Castro -  Kevin Brooks
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Der neue Brooks - relevant, spannend, brandaktuell Eine Nacht voller Unruhen. Ein jugendlicher Gang-Leader, den alle »Bad Castro« nennen, auf der Flucht. Und Judy, eine junge Polizistin, die nicht mehr weiß, wo Recht und Unrecht ist. Als das Polizeiauto überfallen wird, gelingt es Judy und Castro, sich unerkannt aus dem Wagen zu retten. Gemeinsam fliehen sie vor dem entfesselten Mob, der für sie gleichermaßen gefährlich ist. Denn längst ist nicht mehr klar, wo die Grenzen zwischen Freund und Feind sind - und dass sie in Wahrheit mehr verbindet, als ihnen klar ist ...

Kevin Brooks, geboren 1959, wuchs in einem kleinen Ort namens Pinhoe in Südengland auf. Nach seinem Studium verdiente er sein Geld mit Gelegenheitsjobs. Seit dem überwältigenden Erfolg seines Debütromans >Martyn Pig< widmet er sich ganz dem Schreiben. Für seine Arbeiten wurde er mit renommierten Preisen ausgezeichnet, u.a. mehrfach mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis sowie der Carnegie Medal für >Bunker Diary<. Er schreibt auch Thriller für Erwachsene.

Kevin Brooks, geboren 1959, wuchs in einem kleinen Ort namens Pinhoe in Südengland auf. Nach seinem Studium verdiente er sein Geld mit Gelegenheitsjobs. Seit dem überwältigenden Erfolg seines Debütromans ›Martyn Pig‹ widmet er sich ganz dem Schreiben. Für seine Arbeiten wurde er mit renommierten Preisen ausgezeichnet, u.a. mehrfach mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis sowie der Carnegie Medal für ›Bunker Diary‹. Er schreibt auch Thriller für Erwachsene.

DREI


Das Erste, was ich sah, als ich die Augen aufschlug, war Castro, wie er mich anstarrte. Während ich auf der Erde saß – die Beine ausgestreckt, mit dem Rücken an einem Baum –, hockte er direkt vor mir und blickte mir mit der stillen Eindringlichkeit eines neugierigen Kindes in die Augen. Die Unterarme hatte er leicht auf die Knie gestützt und ich sah, dass die Handschellen fehlten.

»Wieder okay?«, fragte er.

Ich nickte, was ich sofort bereute, weil mir ein sengender Schmerz durch den Kopf fuhr. Es war, als ob man mir einen Schraubstock um den Schädel gelegt und die Backen fast bis zum Anschlag gespannt hätte. Solange ich mich nicht bewegte, war der Schmerz weniger schlimm, ich spürte dann nur ein Pochen in der linken Kopfhälfte. Also saß ich fürs Erste einfach bloß da und hielt mich so still wie nur möglich.

Trotz des Schmerzes schien mein Verstand jetzt wieder klarer. Im grauen Licht der Dämmerung konnte ich nichts Genaues erkennen, doch offenbar befanden wir uns in einer kleinen Baumgruppe irgendwo in den Grünanlagen der Clapham Common. Ich wusste nicht exakt, wo wir waren, und ich hatte Mühe, mich zu erinnern, wie wir es hergeschafft hatten, aber an den Rest erinnerte ich mich, zumindest an das meiste – die Verhaftung, die Ausschreitungen, die Fahrt zurück durch verwüstete Straßen. Ich sah vor mir, wie Castro neben mir hinten im Wagen saß, und ich sah, wie er mich still anlächelte … doch für ein, zwei Sekunden war es das. Mein Kopf war leer. Ich hatte absolut keine Erinnerung an das, was als Nächstes passiert war. Aber noch bevor ich die Leere richtig registrierte, explodierte alles in einem plötzlichen blechernen Knall und auf einmal war das Ganze wieder da – wie ich durch das Auto flog, mein Kopf gegen irgendwas schlug, wie alles außer Kontrolle geriet, durch die Luft wirbelte, das taumelnde Krachen und Knirschen von Blech, danach die Ruhe, die Stille, mein Kopf auf dem Boden …

Roter Nebel …

Stille.

Schritte.

Schüsse.

Gillard und Dunn.

Ich starrte Castro an. Seine Augen fixierten ein paar Sekunden lang meine – ruhig und konzentriert, ohne jede Emotion – und dann verschob sich sein Fokus und er sah nicht mehr mich an, sondern an mir vorbei in das Dunkel. Ich spürte keinen Schmerz, als ich den Kopf drehte und seinem Blick folgte, und ich hatte auch gar keine Zeit, drüber nachzudenken. Was Castro sah, war so offensichtlich, dass ich es sofort erkannte. Es nicht zu sehen, war völlig unmöglich. Die zwei brennenden Autos waren keine fünfzig Meter entfernt, die lodernden Flammen erhellten das Halbdunkel mit einem sengend orangen Schein. Einer der Wagen stand in der Mitte der Fahrbahn, mit der Schnauze zu uns. Der andere, der uns am nächsten war, stand schräg auf dem Bordstein, zwischen Straße und Grünanlage. Er brannte so stark, dass er praktisch nicht mehr zu erkennen war, doch ich wusste, es war unser Auto … der zivile Volvo … der Wagen, aus dem ich eben erst getaumelt war und in dem ich Gillard und Dunn zurückgelassen hatte …

»Sind sie da drin?«, fragte ich Castro, unfähig, den Blick von dem brennenden Fahrzeug zu lösen.

»Ja.«

Und da begriff ich. Die Schüsse …

Die Stille.

Die Schritte.

Die Schüsse.

Die verschwommenen Gestalten von Gillard und Dunn auf den Vordersitzen … die nichts machten … nur dasaßen … ganz still und ruhig …

Sie waren schon tot, als wir den Wagen verließen.

· · ·

 

Als ich mein Handy herauszog, um das Revier anzurufen, kam die Anzeige Kein Netz. Ich hielt das Handy hoch und schwenkte es ein bisschen umher, und als das nicht half – außer den Schmerz im Kopf auszulösen –, probierte ich es mit Aus- und Wiedereinschalten. Doch es kam immer die gleiche Info: Kein Netz.

Ich dachte, egal. Den Tod von Gillard und Dunn zu melden, war nicht wirklich dringend. Im Moment konnte man wegen der beiden sowieso nichts tun. Während der Ausschreitungen ließ sich der Tatort nicht untersuchen. Und was mich betraf … na ja, ich hätte sicher nichts lieber getan, als das Revier in Stock Hill zu informieren, was passiert war, ihnen zu sagen, wo ich mich befand, und zu hören, ich solle mich nicht rühren und abwarten, Unterstützung sei auf dem Weg, ein Einsatzwagen käme in wenigen Minuten …

Aber was machte das schon, wenn es nicht gleich passierte? Kein Grund zur Sorge. Es gab ein Handy-Problem, das war alles.

Kein Netz.

Ich musste es eben später noch mal probieren.

· · ·

 

Der Wagen, der uns gerammt hatte, war ein Range Rover, erklärte mir Castro. Und es war eindeutig kein Unfall gewesen.

»Sie sind aus einer Seitenstraße gekommen und voll in uns rein«, sagte er.

»Und du bist sicher, es waren nur zwei in dem Wagen?«

»Sonst hab ich keinen gesehen.«

»Konntest du sie erkennen?«

Er schüttelte den Kopf. »Sie hatten Kapuzen auf und ein Tuch vor dem Mund.«

Ich schwieg einen Moment, betrachtete seine Augen und versuchte herauszufinden, ob er die Wahrheit sagte. Nach allem, was ich noch wusste, hatte er in den Sekunden vor dem Zusammenstoß nicht aus dem Seitenfenster geschaut. Er hatte mich angesehen, da war ich mir sicher. Ich sah es genau vor mir, wie er neben mir saß und mich mit einem stillen Lächeln im Gesicht anschaute. Er konnte nicht mehr von dem Range Rover mitbekommen haben als ich. Und ich hatte gar nichts gesehen. Das heißt, entweder log er oder meine Erinnerung war falsch.

»Und was war, als die beiden ausstiegen?«, fragte ich. »Hast du sie da besser sehen können?«

»Na ja, glaub schon. Aber –«

»Erzähl mir, was du gesehen hast.«

»Um ehrlich zu sein, wirklich viel hab ich nicht mitbekommen. Ging alles ein bisschen –«

»Was hatten sie an?«

Er zuckte mit den Schultern. »Kapuze, Jogginghose und -jacke, Turnschuhe … das Übliche eben.«

»Groß, klein?«

»Einer der beiden war etwa eins achtzig, der andere ein bisschen kleiner.«

»Wer von ihnen hatte die Waffe?«

»Der Größere.«

»Was für eine?«

»Pistole. Halbautomatik.«

»Haben sie irgendwas gesagt?«

Er schüttelte wieder den Kopf. »Die wussten genau, was sie tun. Sie sind auf uns zugekommen, ein paar Meter vor dem Wagen stehen geblieben, dann hat der Größere die Pistole hochgenommen und Gillard und Dunn durch die Windschutzscheibe erschossen.«

»Bist du sicher, dass beide erschossen wurden?«, fragte ich.

Er nickte. »Gillard hat er in den Kopf geschossen. Dunn traf die Kugel in die Brust, schien mir ein Herzschuss.«

In diesem Moment wurde mir plötzlich die Nüchternheit von Castros Stimme bewusst und ich begriff, dass ich ihn nicht mehr als Kind sah. Das überraschte mich nicht besonders. In unseren täglichen Auseinandersetzungen mit Jungen wie Castro konnten wir es uns nicht leisten, sie als Kinder zu sehen. Doch das rechtfertigte nichts. Was immer Castro sein mochte – ein Gangster, ein Krimineller, ein eiskalter Killer –, er blieb trotzdem noch immer ein Junge. Er sollte nicht im Detail beschreiben müssen, wie zwei Polizisten ermordet wurden. Das war einfach nicht richtig.

Aber nichts von dem allen war richtig. Gillard und Dunn, Castro, der Zusammenstoß, die Ausschreitungen … alles hatte sich von Anfang an falsch angefühlt.

»Was ist danach passiert, als Gillard und Dunn tot waren?«, fragte ich.

»Die zwei Typen sind um den Wagen rumgelaufen, jeder auf einer Seite.«

»Glaubst du, sie wussten, dass wir da drin waren?«

Er nickte. »Sie müssen uns gesehen haben, als sie uns rammten.«

Das hatte ich nicht gemeint und vermutlich war ihm das klar. Es ging mir darum, ob sie schon vor dem Zusammenstoß gewusst hatten, dass wir im Auto saßen. Oder präziser gesagt, ob sie wussten, dass er drinsitzen würde. War das der Grund gewesen, wieso sie uns gerammt und dann Gillard und Dunn erschossen hatten? Denn auf jeden Fall waren sie hinter Castro her, entweder um ihn zu befreien oder um ihn zu schnappen … vielleicht hatten sie auch ganz einfach vorgehabt, ihn zu töten. Doch wenn das der Fall war, wieso lebten wir beide dann noch?

Ich schloss die Augen und dachte darüber nach, schickte mich zurück zu dem Moment der Stille, als für mich nur noch eines klar war: dass ich gleich erschossen würde … doch dann hatte ich den plötzlichen Lärm von Leuten gehört, die wegrannten und brüllten – DA! DA HINTEN! HIER LANG! BEEILT EUCH–, das Geräusch, wie sie an uns vorbeiliefen, an dem Wagen, und wie sich ihre Schritte schnell entfernten …

»Hast du sie gesehen?«, fragte ich und öffnete wieder die Augen.

»Ja, hab ich doch gerade gesagt –«

»Nein, ich meine die andern, die die beiden von dem Range Rover wegtrieben. Ob du die gesehen hast.«

Castro nickte. »Waren so ungefähr fünfzehn, vielleicht auch mehr.«

»Gang-Kids?«

»Ja.«

»Von welcher Gang?«

»Weiß nicht.«

»Was soll das heißen? Das musst du doch wissen.«

Er schüttelte den Kopf. »Hab von denen noch nie einen gesehen.«

»Und das soll ich dir glauben?«

Ich wusste, dass er log. Die Gang stammte mit Sicherheit hier aus der Gegend und wir waren nicht weit von Castros Stammgebiet entfernt, also mussten sie entweder Rivalen oder...

Erscheint lt. Verlag 2.9.2021
Übersetzer Uwe-Michael Gutzschhahn
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Bandenkriminalität • cancel culture • Crossover • Flucht • Gangs • Gewalt • iBoy • Jugendbuch ab 14 Jahren • Jugendthriller ab 14 • Kevin Brooks • Korruption • Krimi für Jugendliche • kulturpass • London • Polizeigewalt • Rassismus • Schullektüre • Soziale Ungerechtigkeit • spannender Thriller für Jugendliche • Straßengewalt • Straßenkämpfe • Straßenunruhen • The Hate U Give • Thriller • Thriller für Jugendliche • Unruhen
ISBN-10 3-423-43976-9 / 3423439769
ISBN-13 978-3-423-43976-3 / 9783423439763
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