Silva & Baal (eBook)
368 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99830-7 (ISBN)
Linea Harris ist seit 2012 als Werbetexterin und Grafikdesignerin tätig. Nach dem Abitur und einer Ausbildung zur Bürokauffrau veröffentlichte die junge Mutter 2014 ihren ersten Fantasyroman »Bitter & Sweet. Mystische Mächte« im Selfpublishing und landete damit einen großartigen Erfolg. Kurz darauf folgten zwei weitere Bände, die ebenfalls zu Bestsellern wurden. Die Thüringerin wohnt heute mit ihrer Familie in einem idyllischen Ort mitten im grünen Herzen Deutschlands.
Linea Harris ist seit 2012 als Werbetexterin und Grafikdesignerin tätig. Nach dem Abitur und einer Ausbildung zur Bürokauffrau veröffentlichte die junge Mutter 2014 ihren ersten Fantasyroman "Bitter & Sweet. Mystische Mächte" im Selfpublishing und landete damit einen großartigen Erfolg. Kurz darauf folgten zwei weitere Bände, die ebenfalls zu Bestsellern wurden. Die Thüringerin wohnt heute mit ihrer Familie in einem idyllischen Ort mitten im grünen Herzen Deutschlands.
1
Silva
»Wir haben keine Zeit für eine Pause!« Annabell Grants knurrende Stimme drang gedämpft durch das Unterholz, als Antwort auf eine Frage aus dem knackenden und rauschenden Funkgerät.
Silva löste sich seufzend von der glatten Steinplatte, die sie unter dem von Farnen überwucherten Boden entdeckt und eingehend studiert hatte. Auf den ersten Blick hatte es so ausgesehen, als wäre die Platte von Menschenhand hergestellt worden, aber es war nur ein flacher Stein, seine Konturen vom Regen verwaschen, die Farbe verblichen.
Ächzend richtete sie sich auf und strich sich die schweißnassen roten Locken aus der Stirn. Auch sie hätte eine Verschnaufpause gebraucht, um neue Energie zu sammeln.
Die Wärme und die Luftfeuchtigkeit im Dschungel waren unerträglich. Zum wiederholten Male schlug Silva nach einem Moskito, obwohl sie wusste, dass es zwecklos war, gegen diese Übermacht ankommen zu wollen. Hoffentlich lohnten sich die Strapazen. Alles hing von dieser einen, letzten Mission ab.
Drei Monate dauerte ihre Forschungsreise nun schon und vor etwa zwei Wochen hatte es sie vom Süden Afrikas weiter in die Mitte bis in den tiefsten Dschungel verschlagen. Der Rest des Forscherteams, bestehend aus zwei weiteren Wissenschaftlern, fünf kampferprobten Jägern und zwei Einheimischen, die ihnen den Weg weisen sollten, musste sich irgendwo in der Nähe befinden. Silva konnte das Knacken der Äste unter ihren Schuhen und gedämpfte Stimmen hören. Schon seit den frühen Morgenstunden war der Suchtrupp unterwegs, doch bisher hatten sie nichts als nur Lianen, Giftschlangen und Krabbeltiere gefunden.
Annabell hatte recht, sie sollten keine Zeit verlieren, jetzt, wo sie unbedingt fündig werden mussten, denn die Verborgenenorganisation in London übte zunehmend Druck auf das Forscherteam aus. Ursprünglich waren Annabell und Silva zusammen mit den Wissenschaftlern Jake und Wasil nach Südafrika geschickt worden, um während der dort stattfindenden Ausgrabungen eines Tempels anwesend zu sein und Informationen für die VO, der Organisation der übernatürlichen Wesen in England, zu sammeln. Es handelte sich um ein stinklangweiliges Projekt, denn der Tempel dort war nicht alt genug, um Informationen über alte Magie zu enthalten. Das war von vornherein klar gewesen.
Da die beiden jungen Frauen sich allerdings erhofft hatten, in Afrika neue Erkenntnisse zu ihren eigenen Forschungen zu ergattern, hatten sie ohne mit der Wimper zu zucken zugestimmt. Wann bekam man schon die Chance, für ein paar Wochen nach Afrika zu reisen und Kost und Logis vom Arbeitgeber bezahlt zu bekommen?
Seit zwei Jahren schon beschäftigten sich Silva und ihre Freundin mit der Prana, der Lebensenergie aller Lebewesen und dem Ursprung der Magie, sowie der Herkunft der Hexen, Vampire, Werwölfe und Dämonen.
Dämonen. Sie waren ein umstrittenes Thema und die meisten Menschen schliefen ruhiger, wenn sie die Tatsache ignorierten, dass Dämonen existierten. Schließlich lebten diese in der Unterwelt, einer eigenen Dimension, wenn man es so wollte, und hatten kaum Möglichkeiten, in die Realität zu gelangen. Doch wollte man wie Silva und Annabell den Ursprung der Magie erforschen, kam man einfach nicht daran vorbei, sich auch mit Dämonen zu befassen.
Zunächst war die Forschung der Freundinnen nahezu ergebnislos verlaufen, denn in Europa schien man alles, was an Dämonen erinnerte – oder Informationen, die auch nur ansatzweise mit ihnen zu tun hatten – weitestgehend ausgelöscht zu haben. Die Aussicht auf eine Reise nach Afrika allerdings war ihnen vielversprechend erschienen. Und tatsächlich hatten sie in Südafrika Hinweise gefunden, die darauf hindeuteten, dass die Einheimischen hier viel mehr über Dämonen und die Unterwelt wussten, als in Europa bekannt war. Während der Ausgrabungen des Tempels in Südafrika hatten die beiden jungen Frauen ihre Freizeit genutzt, um mit Einheimischen zu reden und sich alte Sagen und Legenden erzählen zu lassen. In Afrika war es kein Tabu, über Dämonen zu reden, und man versuchte nicht, das Thema totzuschweigen, auch wenn es lange Zeit gedauert hatte, bis Silva und Annabell das Vertrauen der Einheimischen erlangt hatten. Sie waren an allerhand brauchbare Informationen gelangt und beinahe alle Hinweise deuteten auf die Ureinwohner dieses Dschungels hin, die angeblich unendlich viel Wissen über Dämonen horteten.
Es war von einem Stamm die Rede, tief im Dschungel und fernab der Zivilisation. Von ihm wurde mit Ehrfurcht und nur in Verbindung mit inbrünstigen Gebeten gesprochen, denn laut einer Legende war der gesamte Stamm vor vielen Jahrzehnten von Dämonenhand ausgelöscht worden.
Als die Ausgrabungen des Tempels in Südafrika beendet waren, hatten Silva und Annabell mit Engelszungen auf den Leiter der Verborgenenorganisation in London, Mr. Gordon, eingeredet, bis dieser den beiden schlussendlich genehmigt hatte, die Forschungen im Kongo fortzuführen und sich auf die Suche nach Hinweisen zu besagtem Stamm zu machen. Und so hatte es sie tiefer ins Land hineingeführt, so weit in die Wildnis, dass Silva nicht im Traum gedacht hätte, dass jemals menschliches Leben bis hierher gedrungen war. Doch anscheinend hatte sie sich geirrt. Vor einigen Stunden hatte das Team Spuren vergangener Existenzen gefunden – und das keinen Tag zu früh.
Mr. Gordon, der VO-Leiter, war zunehmend mürrischer geworden und hatte ihnen schlussendlich eine Frist gesetzt, bis wann sie Ergebnisse erzielen mussten, bevor er ihnen die Geldmittel für diese, wie er es nannte, »sinnlosen Kinkerlitzchen« strich. Es war nie geplant gewesen, ein Team in den Kongo zu schicken, und nur Annabells Hartnäckigkeit hatten sie es zu verdanken, dass Gordon sich hatte überreden lassen. Er bereute die Entscheidung längst.
Silva verzog das Gesicht bei dem Gedanken an den festgefahrenen alten Mann, der kaum über den Tellerrand hinausschaute und den es nicht die Bohne interessierte, dass es neben der Realität noch eine weitere Welt gab, über die man bislang so gut wie nichts wusste.
Gerüchten zufolge bereitete sich Gordon bereits seit Jahren auf den Ruhestand vor und seine potenziellen Nachfolger standen Schlange. Insbesondere Henry Cole, ein ehrgeiziger Jungspund, galt als Favorit für den Posten des Leiters der Verborgenenorganisation. Silva war jedoch unsicher, ob dieser andere Ziele verfolgte als Mr. Gordon.
Sie wollte es nicht auf einen Versuch ankommen lassen. Vermutlich war diese Forschungsreise ihre letzte Möglichkeit, brauchbare Ergebnisse zu erzielen und mehr über die Unterwelt herauszufinden, bevor man sie wieder für langweilige Forschungen im Labor einsperren würde. Nach den letzten aufregenden Wochen konnte sie sich kaum vorstellen, wieder unverrichteter Dinge in ihre kleine Wohnung in London zurückzukehren und jeden Tag an die Arbeit zu gehen.
Was hatte sie in den zwei Jahren, die sie nun für Mr. Gordon arbeitete, schon Bahnbrechendes herausgefunden? Nichts! Eine Kerze, deren Duft während der Zeit des Vollmondes entspannend auf Werwölfe wirkte? Das war wohl kaum der Rede wert.
Silva schüttelte den Gedanken ab. Sie und Annabell waren kurz davor, etwas zu entdecken, das die Welt tatsächlich verändern konnte. Wenn die Hinweise, die sie gefunden hatten, wirklich stimmten, hatten sich die Menschen vor vielen Jahrzehnten der Magie der Dämonen bedient, auf welche Weise auch immer. Was das genau bedeutete, konnte sich Silva kaum ausmalen, aber es konnte ein Durchbruch werden, und sie würde versuchen, alles darüber herauszufinden, wenn ihr nur genug Zeit blieb. Und die hatte sie nicht.
Wenn dieser Stamm so viel Kontakt zu Dämonen gehabt hatte, wie die Gerüchte besagten, dann waren vielleicht noch unschätzbare Informationen erhalten geblieben.
Silva kletterte über einen Felsen und versuchte, unter dem lauten Gezwitscher exotischer Vögel und dem Geschrei von Affen auszumachen, wo sich ihre Freundin befand. Sie entdeckte Annabell ein paar Meter weiter. Sie starrte angestrengt auf eine Karte, als versuche sie, zwischen all dem Grün einen Hinweis darauf zu finden, dass sie auf dem richtigen Weg waren.
Silva nutzte den Moment, um ihre Freundin zu betrachten. Annabell war das exakte Gegenteil von Silva. Während Silva mit ihrem zarten Körper, der hellen Haut, den vielen Sommersprossen und den roten Haaren eher einer Porzellanpuppe glich, war Annabell sehnig und braun gebrannt. Ihre dunklen Locken verliehen ihr das exotische Aussehen, das zu ihrem Temperament passte. Nur die grünen Augen teilten sich die beiden Freundinnen, ein Hinweis auf ihre Hexenabstammung. Doch auch in ihren magischen Fähigkeiten unterschieden sich die beiden grundlegend, denn während Silva die Gabe des Feuers angeboren war, beherrschte Annabell den Wind und konnte ihre Magie zudem verwenden wie funkelnden Strom, der aus ihren Fingern floss – eine sehr seltene Gabe.
Annabell war in vielerlei Hinsicht perfekt und zog nicht selten die Blicke der Männer auf sich. Auch jetzt glich sie einer Amazone, als sie in einem bauchfreien Top und einer engen schwarzen Hose dastand und die Hände in die Hüften stemmte. Annabell wusste um ihr Aussehen und ihre magischen Fähigkeiten und nutzte sie nicht selten, um bei Männern Eindruck zu schinden oder schlicht und einfach ihren Willen durchzusetzen.
Sie war manchmal etwas impulsiv, doch Silva wusste damit umzugehen, und so war zwischen ihnen schon während der gemeinsamen Schulzeit an der Winterfold Akademie eine gute Freundschaft entstanden, bevor sie sich gemeinsam der Forschung gewidmet hatten. Silva schätzte es, dass Annabell kein Blatt vor den Mund nahm und ehrlich sagte, was sie dachte. Nicht viele Menschen taten das. In Annabell loderte ein Feuer, das Silva von Anfang an begeistert hatte. Durch ihre...
Erscheint lt. Verlag | 1.4.2021 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre | |
Schlagworte | 90er Jahre • Bitter & Bad • Bitter & Sweet • Dämonen • deutsche Fantasy • eBook • fantasy ab 14 • Fantasy für Mädchen • Fantasy Jugendbuch • Halbhexe • Hexe • Hexen • Jillian Benett • Jugendbuch • Magie • Magier • Neuerscheinung 2021 • Prequel • Unterwelt • Vampir • Winterfold Akademie • Young Adult |
ISBN-10 | 3-492-99830-5 / 3492998305 |
ISBN-13 | 978-3-492-99830-7 / 9783492998307 |
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