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Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch (Rico und Oskar 4) (eBook)

Spiegel-Bestseller
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
224 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-92985-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch (Rico und Oskar 4) -  Andreas Steinhöfel
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Geschenke sind zwar gekauft und die Bäume geschmückt, aber wer mit wem feiert, wird noch einmal kräftig durchgemischt. Und warum verschwindet in Oskars Gegenwart ständig so viel Essen - füttert er da etwa noch jemanden mit durch? Als nun auch noch ein Schneesturm über Berlin hereinbricht und niemand mehr vor die Tür kann, ist das Chaos perfekt. Genau der richtige Zeitpunkt für die Ankunft eines neuen Schwesterchens ... »Der beste Rico, Oskar-Roman von allen!« Der Tagesspiegel »Voller Witz und Wendungen und Skurrilitäten« Stuttgarter Zeitung »Die lustigsten, weisesten, herzwärmsten Bücher übers Kindsein in Berlin finden hiermit eine geniale Fortsetzung.« Berliner Zeitung Alle Bücher über Rico und Oskar: Rico, Oskar und die Tieferschatten (Band 1) Rico, Oskar und das Herzgebreche (Band 2) Rico, Oskar und der Diebstahlstein (Band 3) Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch (Band 4) Rico, Oskar und das Mistverständnis (Band 5)

Andreas Steinhöfel ist ein vielfach preisgekrönter Kinder- und Jugendbuchautor und arbeitet zusätzlich als Übersetzer, Rezensent und Drehbuchschreiber. Für sein Kinderbuch »Rico, Oskar und die Tieferschatten« wurde unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.

Andreas Steinhöfel wurde 1962 in Battenberg geboren. Er ist Autor zahlreicher, vielfach preisgekrönter Kinder- und Jugendbücher, wie z. B. »Die Mitte der Welt«. Für »Rico, Oskar und die Tieferschatten« erhielt er u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis. Nach Peter Rühmkorf, Loriot, Robert Gernhardt und Tomi Ungerer hat Andreas Steinhöfel 2009 den Erich Kästner Preis für Literatur verliehen bekommen. 2013 wurde er mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk ausgezeichnet und 2017 folgte der James-Krüss-Preis. Zudem wurde er für den ALMA und den Hans-Christian-Andersen-Preis nominiert. Andreas Steinhöfel ist als erster Kinder- und Jugendbuchautor Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seine Serie über Rico und Oskar wurde sehr erfolgreich fürs Kino verfilmt. Zusätzlich zu seiner Autorentätigkeit arbeitet er als Übersetzer und Rezensent und schreibt Drehbücher. Seit 2015 betätigt er sich in seiner Filmfirma sad ORIGAMI als Produzent von Kinderfilmen. Peter Schössow, Jahrgang 1953, gehört zu den renommiertesten deutschen Illustratoren. Nach seinem Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg arbeitete er unter anderem für Spiegel, Stern und »Die Sendung mit der Maus«. Darüber hinaus hat er eine Vielzahl von Kinderbüchern verfasst und illustriert, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde, unter anderem mit dem Troisdorfer Bilderbuchpreis und dem Deutschen Jugendliteraturpreis. Peter Schössow lebt in Hamburg.

 

Normalerweise kann man vom großen Fenster unserer Dachwohnung aus, oben im Fünften, prima über Kreuzberg gucken. Es gibt noch mehr Fenster in andere Richtungen, sogar eins oberhalb der Wendeltreppe zum Dachgarten. Aber das Kreuzberg-Fenster mit seinem Ausblick über tausend Dächer ist das tollste.

Heiligabend, dachte ich, heute ist Heiligabend!

Geschenke, Geschenke, Geschenke!

Ich stand schon eine ganze Weile hier, aber von den Kreuzberger Dächern war so gut wie nichts zu sehen. Es war bereits nach zehn Uhr, da sollte es draußen längst richtig hell sein, aber es fiel nur Winterdämmerlicht ins kuschelig warme Wohnzimmer.

Das lag am Schnee. Es schneite pausenlos seit fast einer Woche, Tag und Nacht. In den Straßen türmte sich der Schnee, und die Luft über Berlin war so weiß, als würden tausend Engel Milch über der Welt ausschütten. Oder als wäre der ganze Himmel eine einzige riesige Bingotrommel mit Milliarden weißen Kugeln drin. Oder als wäre das Bettenlager von Frau Holle im Märchenland explodiert. Oder als wäre … Jedenfalls konnte ich kaum den Blick abwenden. Das weiße Wirbeln hinter dem Glas war wie eine mächtige Hypnose.

HYPNOSE: Wenn etwas oder jemand anderes dir seinen Willen aufzwingt. Du musst dann tun, was von dir verlangt wird, und kannst dich nicht wehren. Zum Beispiel guckst du einen Schokoriegel an und er zwingt dich, ihn sofort zu essen. Vom Schokoriegel ist das natürlich dumm. Denn erstens hat er nach dem Essen keine Macht mehr über dich, und zweitens hättest du ihn ja auch freiwillig verputzt.

Dass ich wieder zu mir kam, lag bestimmt am Hunger. Zwischen dem Frühstück und dem Mittagessen rückt Mama höchstens einen Joghurt mit Natur drin für mich raus. Oder irgendein Müsli, in dem sogar für das reingeschnibbelte Obst noch mal extra Gemüse drin ist, damit das auch was Gesundes kriegt. Ich muss leider sagen, dass die Ernährungssituation zu Hause besser war, als Mama noch im Nachtclub gearbeitet hat. Plus, als sie noch nicht schwanger war. Neulich, als ich um ein winziges Stückchen Schokolade betteln musste, sagte sie, es würden sowieso schon viel zu viele dicke Kinder durch die Gegend rennen oder rollen, da müsste ja nicht ihr einziger Sohn dazugehören, der dann wegen seiner Tiefbegabung vom Gehsteig runter direkt vor einen Lieferwagen kullern könnte – mit überhöhter Verkehrsgeschwindigkeit von entweder dem Laster oder dem Sohn –, und dann tschüssikowski!

Ich warf mich vor ihr auf den Boden und tat so, als hätte ich einen Zuckermangelschock. So was gibt es, man kann sich dann nicht mehr bewegen, weil der Körper ganz plötzlich keine Energie mehr hat, und denken kann man auch kaum noch, außer an Schokolade und andere Sachen mit Zucker drin. Mama ließ mich eine Viertelstunde lang im Weg rumliegen. Dann wurde sie doch noch erbärmlich und päppelte mich endlich auf, bevor auch noch meine Atmung versagen konnte.

Das alles für ein Stückchen Schokolade!

Ich guckte auf die Uhr. Für halb elf waren Oskar und ich zum Einkaufen verabredet, da war nicht mehr viel Zeit. Wir wollten zum Karstadt am Hermannplatz laufen und bei der Gelegenheit auch gleich Frau Dahling an der Wursttheke besuchen. Das mit dem Essen, überlegte ich, konnte ich bis dahin verschieben. Frau Dahling rückt immer eine kleine Wurstigkeit für einen raus, wenn man sie besucht. Plus, in unserem Kühlschrank herrscht in letzter Zeit eh ständig Ebbe. Schwangere essen ja gern mal was zwischendurch, auch wenn Mama behauptet, ich würde viel mehr verspachteln als sie und das Baby zusammen, zum Beispiel vorgestern erst ihre Silberzwiebelchen, dabei hatte ich die Silberzwiebelchen nie angerührt, und überhaupt fragt man sich, was soll das mit diesen Silberzwiebelchen? Andere schwangere Frauen essen Gewürzgurken.

Wichtiger war, dass ich im Karstadt was für mein Geschwisterbaby besorgen wollte. Es war ein Geheimnis und eine Überraschung, auch für Mama, und es funktionierte nur, solange das Baby noch in ihrem Bauch war. Wenn es erst mal draußen war, würden Jahre vergehen, bis es das Geschenk wieder benutzen konnte.

Oskar wollte im Karstadt auch noch was besorgen, und zwar für Lars. Plus was Kleines für Lars’ besten Kumpel, den dicken Otto. Otto würde heute gegen Mittag mit seiner ziemlich neuen Freundin anrauschen, deshalb wollten Oskar und ich bis dahin vom Einkaufen wieder zurück sein. Auf diese Freundin war ich schon ein bisschen gespannt, weil ich bis jetzt nur ihren Namen kannte. Sie hieß Anna, und das fand ich total witzig, dass es jetzt ein Liebespaar gab, wo beide einen Vorwärts-Rückwärts-Namen hatten. Außerdem stellte ich mir vor, dass diese Anna genauso dick war wie Otto, was echt sehr dick bedeuten würde. Es war ein Wunder, dass er als Kind nicht ständig vor Lieferwagen gekullert und überfahren worden war.

Hinter mir pennte Porsche zusammengekringelt auf dem Nachdenksessel. Aber kaum bekam er mit, wie ich mich an ihm vorbeischleichen wollte, klappte er die Augen auf, sprang vom Sessel und kam begeistert auf mich zugewedelt.

»Gassi ist später«, sagte ich. »Ich muss erst mit Oskar zu Karstadt, und da darfst du nicht rein. Weißt du doch.«

Porsche legte die Öhrchen an und begann kläglich zu fiepen. Er wäre sowieso am liebsten den ganzen Tag draußen, aber zusätzlich liebt er auch noch Schnee, und zwar möglichst hohen. Da wühlt er sich drunter durch wie ein Maulwurf.

Ich kraulte ihn hinter einem Ohr. Wirklich Mitleid hatte ich keins. Wenn Porsche was nicht passt, kläfft und winselt er manchmal fürchterlich, das kann wirklich nerven. Zum Beispiel macht er totale Randale, wenn er länger als fünf Minuten irgendwo ohne Aufsicht vor einem Laden angebunden ist. Sobald man rauskommt, wartet dann garantiert schon irgendein Blödmann oder eine Blödfrau bei dem armen verlassenen Tier und hält einem einen Vortrag über ordentliche Hundehaltung und tierische Grausamkeit.

»Wir gehen heute Nachmittag raus«, versprach ich. Wir waren nach dem Frühstück schon draußen gewesen, das Fiepen war also kein Pulleralarm. »Jaulen hat bis dahin keinen Zweck! Oder willst du lieber raus auf den Dachgarten?«

Das war keine echte Frage. Der Dachgarten war längst völlig zugeschneit. Nur noch ein kleiner Pfad führte durch den Schnee bis zu unserem Vogelhäuschen, den lief ich jeden Morgen, um die Piepmätze zu füttern. Inzwischen blieb das Futter aber unberührt. Die Tschilpies schienen sich im Schnee genauso wenig zurechtzufinden wie ich. Wenn man bei diesem Wetter da oben herumtapste, kippte man dabei mit etwas Pech übers Geländer und fiel und fiel und fiel. Das einzig Gute war, dass man bei dieser Kälte den Aufprall nicht mitkriegte, weil man längst erfroren war, bis man unten ankam.

Porsche trottete mit einem verächtlichen WUFF! zum Sessel zurück, ohne sich noch mal nach mir umzudrehen. Ich lief ins Nachbarzimmer und dort die Treppe runter durchs Aquarium nach unten. Das Aquarium hat der Bühl bauen lassen, kaum dass er mit Mama verheiratet war. Seine und unsere Wohnungen liegen ja übereinander, im vierten und im fünften Stock. Aus der Zimmerdecke vom Bühl, die gleichzeitig der Fußboden von Mama und mir war, wurde ordentlich was rausgeschlagen, und zack! – fertig war der Durchbruch. In den hinein wurde dann eine schicke Treppe aus dunkelbraunem Holz gebaut, und jetzt können wir beide Wohnungen benutzen, ohne dafür jedes Mal den Umweg durch den Hausflur nehmen zu müssen. Weil die Zimmerdecke vom Bühl mit Wasser und Fischen und Seetang hübsch vollgemalt ist, nenne ich den Treppendurchgang das Aquarium. Ein bisschen nenne ich ihn auch so, damit es nach was Besonderem klingt. Die Kesslers haben so einen Durchbruch nämlich schon viel länger, zwischen ihren Wohnungen im Ersten und Zweiten. Bei ihnen ist es aber nur ein stinklangweiliger Durchgang, ohne Wasser und Meeresfrüchte und Grünzeug.

Mama saß am Wohnzimmertisch vom Bühl und verpackte ein Geschenk. Sie trug eine weite Blümchenbluse, die man im Frühjahr bestimmt toll als Tarnzelt benutzen konnte. Die Bluse hatte Irina ihr geschneidert, und noch eine Menge andere hübsche, sehr weite Klamotten, wegen der Umstände.

Überall im Raum brannten Kerzen und kleine Lichter, das war sehr gemütlich. Ein Teller voller Obstschnitze und ein Schälchen mit Nüssen standen vor Mama auf dem Tisch. Den hatte sie ein Stück vom Sofa weggeschoben, damit sie besser dranpasste. Das Baby war für Anfang Januar angekündigt, und es wurde auch wirklich langsam Zeit. Mama sah so aus, als hätte sie einen Wasserball runtergeschluckt. Das hatte allerdings auch sein Gutes. Mama kam nämlich schon seit Wochen kaum noch rauf in den Fünften, auch nicht zum Schlafen, sondern blieb lieber gleich beim Bühl. So ersparte sie sich das anstrengende Treppenlaufen mit ihrem dicken Bauch. Bis sie den Wasserball auf die Welt brachte, hatte ich deshalb unsere Dachwohnung so gut wie für mich alleine. Plus unseren Fernseher. Plus den Kühlschrank, den Mama vom Bühl oder von mir immer mal wieder auffüllen ließ, um sich irgendwann nachts heimlich nach oben zu schleppen und über wehrlose Silberzwiebelchen herzufallen.

»Guck mal, wie findest du die?« Mama hob irgendwas Bammeliges hoch. Sie war genauso hübsch wie immer und sah kein bisschen dicker aus, bis auf die Bauchstelle mit dem Wasserball. Jetzt strahlte sie, als hätte sie das Geschenk des Jahrhunderts gefunden. Und vielleicht war es das ja auch. Ich runzelte die Stirn.

»Was ist das?«

»Hosenträger.«

»Sind die für den Mommsen?«

Der Mommsen trug manchmal Hosenträger. Wenn er...

Erscheint lt. Verlag 29.9.2017
Reihe/Serie Rico und Oskar
Rico und Oskar
Illustrationen Peter Schössow
Zusatzinfo mit vierfarbigen Illustrationen
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Advent • Adventskalender • alleinerziehend • Baby • Babys • Berlin • Bücher 4. Klasse Jungen • Bücher 4. Klasse Mädchen • Christkind • Diebstahlstein • Dieffe • Freundschaft • Geburt • Gemeinschaft • Geschenk für Kinder • Geschwister • Geschwisterchen • Großstadt • Heiligabend • Herzgebreche • Hochbegabung • Jungsfreundschaft • KiKa • Lesebücher 4. Klasse • lustige Bücher ab 10 • Nachbarn • Nachbarschaft • Nikolausgeschenk • Nikolausgeschenk für Kinder • Nikolausstiefel • Obdachlose • Obdachlosigkeit • Rico • Rico und Oskar • Schnee • Schneechaos • Schneesturm • Steinhöfel • Tiefbegabung • Tieferschatten • Weihnachten • Weihnachtsabend • Weihnachtsbaum • Weihnachtsgeschenk • Weihnachtsgeschenk für Kinder • Weihnachtsgeschenk für Kinder ab 10 • Weihnachtsgeschichte • Weihnachtsgeschichte ab 10 • Weihnachtsgeschichte für Kinder • Weihnachtsmann • Weihnachtswunsch • Winter • Wunschliste • Wunschzettel
ISBN-10 3-646-92985-5 / 3646929855
ISBN-13 978-3-646-92985-0 / 9783646929850
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