Aktiengesellschaft Sächsische Werke
Hille, Ch (Verlag)
978-3-939025-79-5 (ISBN)
„Die Elektroenergieversorgung des Landes bedarf... dringend einer festeren Zusammenfassung und Vereinheitlichung. Eine so allgemeine, auf das gesamte Land sich erstreckende Aufgabe wird am zweckmäßigsten und bestens vom Staat selbst erfüllt. Meine Regierung hat sich daher entschlossen, das große, für die gesamte heimische Volkswirtschaft bedeutsame Werk selbst in die Hand zu nehmen.“
Aus Müllers Vorschlag war inzwischen ein weitgehend abgesichertes Projekt entstanden, zu dessen Realisierung man sich nun ebendiesen Mann nach Dresden holte. 1916 wechselte Müller in den Staatsdienst und wurde erster Bergdirektor der Königlich Sächsischen Braunkohlenwerke (BEDIR). Auf der Elektrizitätsseite entstand am 1. Januar 1917 die Königliche Direktion der staatlichen Elektrizitätswerke (ELDIR, Direktor Friedrich Wöhrle). Noch 1917 fusionierten die beiden Direktionen zum Staatlichen Kohlen- und Elektrizitätsunternehmen unter der Leitung von H. E. Müller. Erste Aktivitäten starteten im Osten Sachsens. 1917 erwarb das Königliche Staatsunternehmen das Braunkohlenwerk Herkules und das von 1909 bis 1911 durch den AEG-Konzern errichtete Kraftwerk Hirschfelde sowie die Anlagen der Elektrizitätswerke Oberlausitz in Zittau. Bereits 1918 begann in unmittelbarer Nachbarschaft des Hirschfelder Kraftwerks der Bau des Großkraftwerkes Hirschfelde II, das 1925 das „Herzstück“ der Landesstromversorgung bildete.
Zu dieser Zeit zogen verschiedene sächsische Landesregierungen eine Verstaatlichung oder „Sozialisierung“ der Kohleindustrie in Erwägung. Müller erkannte, dass wegen ständig neuer behördlicher Hindernisse ein rein beamtenrechtlich geführtes staatliches Kohlen- und Elektrizitätsunternehmen letztendlich nicht zum Erfolg führen könnte. Er strebte ein privatrechtlich geführtes Unternehmen etwa auf der Basis einer Aktiengesellschaft an. Begünstigt durch die Inflation und die Einführung der Rentenmark, ergriffen Müller und die damalige SPD-Landesregierung die Initiative und hoben am 13. November 1923 die Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) aus der Taufe. Alleiniger Aktionär war der Freistaat Sachsen. Hermann Eugen Müller wurde ihr erster Generaldirektor. Der Firmensitz befand sich im ehemaligen Hotel Grand Union am Dresdner Hauptbahnhof.
Michaela Heinze zeigt in ihrer Dissertation, welche Rahmenbedingungen zur Gründung der ASW führten, welchen Stellenwert staatliche Aufsicht und privatrechtliches Management besaßen und dass seit diesem Zeitpunkt ein Prozess stattfand, in dessen Folge das Unternehmen im Jahr 1928 zum drittgrößten Energieanbieter in Deutschland avancierte.
Den Schlußbemerkungen der Autorin kann nur beigepflichtet werden: „Sich von einer emotionalen Bewegung auf der Straße in einen politisch übereilten Handlungszwang treiben zu lassen, kann keine perspektivischen oder nachhaltigen Entscheidungen hervorbringen, sie sind dann lediglich kurzfristiger Politik entsprungen.“
Vorwort Wir schreiben das Jahr 2021. Klimakrise und Pandemie sind alles beherrschende Schlagworte. Eine mögliche Energiekrise ist im öffentlichen Sprachgebrauch eher nicht existent. Nach wie vor gelten die Herstellung und Lieferung von Strom, der Bezug von Gas, Wasser und Wärme als Bestandteile der durch den Staat zu sichernden Daseinsvorsorge. Wer die in den Parlamenten und Regierungen auf Bundes- und Landesebene geführten Auseinandersetzungen um die Energieversorgung in mittel- und langfristiger Perspektive verfolgt, wird nicht umhin kommen, allein in der Ansage, den kompletten Energiebedarf zukünftig mittels Wind- und Wasserkraft, Sonnenenergie, Biomasse und Erdwärme zu erzeugen, eine durchaus erstrebenswerte, im Kontext der aktuell noch die Grundlast sicherstellenden Kraftwerke auf der Basis von Kohle und Gas eine zwar ambitionierte, aber mittelfristig nicht umsetzbare Wunschvorstellung zu erkennen. Atomkraft auch in technologisch weiterentwickelter Form soll gar keine Rolle mehr spielen und anstatt schwerpunktmäßig auf die Herstellung von Wasserstoff zur Energiespeicherung und -gewinnung zu setzen, werden, ähnlich wie vor hundert Jahren bei der Expansion der Elektrizitätswirtschaft, Überkapazitäten, in diesem Fall beim Bau von Giga Factorys für die Batterieherstellung geplant und wahrscheinlich auch umgesetzt. Die Befürchtungen vor einer Dunkelflaute, regional bzw. überregional möglich, werden immer öfter artikuliert. Das alles geschieht vor dem Hintergrund einer überproportional angestiegenen Staatsquote. Während des gesamten Kaiserreichs war der Anteil der Staatsausgaben am Bruttoinlandsprodukt („Staatsquote“) von etwa drei Prozent kontinuierlich auf etwa 15 Prozent gestiegen. Inzwischen ist diese Staatsquote von 32,9 % im Jahre 1960 über 46 % im Jahre 2012 auf 51,3 % aktuell (November 2021) gestiegen! Wie konnte es dazu kommen? Michaela Heinze zeigt in ihrer Dissertation, die wir als Verlag dankenswerterweise veröffentlichen dürfen, welche Rahmenbedingungen zur Gründung der ASW führten, welchen Stellenwert staatliche Aufsicht und privatrechtliches Management besaßen und dass seit diesem Zeitpunkt ein Prozess stattfand, in dessen Folge das Unternehmen im Jahr 1928 zum drittgrößten Energieanbieter in Deutschland avancierte. Aus heutiger Sicht stimmt es optimistisch, dass die Stadt Dresden mit der Gründung der DREWAG, dem Erwerb der ENSO und dem aktuellen Zusammenschluss zur SachsenEnergie in dieser guten kommunalen Tradition steht. Gerade die Energieerzeuger sind auf Grund ihrer stabilen Überschüsse in der Lage, auch weitere Bereiche der Daseinsvorsorge (DVB) zu unterstützen. Christoph Hille
Erscheinungsdatum | 17.01.2022 |
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Zusatzinfo | meist farbig |
Verlagsort | Dresden |
Sprache | deutsch |
Maße | 170 x 240 mm |
Gewicht | 615 g |
Themenwelt | Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► 1918 bis 1945 |
Schlagworte | Aktiengesellschaft • ASW • Elbzentrale Pirna AG • Hirschfelde • Kohlenregal 1918 • Landesstromversorgung Sachsen • Sächsische Werke • Selg • Stromtarifpolitik |
ISBN-10 | 3-939025-79-8 / 3939025798 |
ISBN-13 | 978-3-939025-79-5 / 9783939025795 |
Zustand | Neuware |
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