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Shiva und Dionysos

Die Religion der Natur und des Eros

(Autor)

Adrian Navigante (Herausgeber)

Buch | Softcover
342 Seiten
2021 | 1. Erste Auflage
Verlag Text & Dialog
978-3-943897-61-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Shiva und Dionysos - Alain Daniélou
CHF 49,90 inkl. MwSt
Shiva und Dionysos ist nicht nur ein Buch über den archaischen Ursprung der shivaitischen und dionysischen Strömungen in Indien und Griechenland, so reichhaltig es an Materialien über die Vorstufen und Ausprägungen dieser Religionen auch sein mag. Es ist vor allen Dingen die Öffnung des Blickes für den Wert der religiösen Vielheit und der Entwurf einer Philosophie der Lebensbejahung, nach der die Natur kein Zeichen der Endlichkeit, Sterblichkeit oder Erlösungsbedürftigkeit durch einen höheren Gott darstellt. Vielmehr dient sie als Chiffre der Ewigkeit, der Macht der Lebenszyklen, der Erneuerung und einer anderen Art von Wissen, die dem Menschen in dem Moment zugänglich wird, wo er auf seine Machtposition verzichtet und sich als solidarischen Teil eines lebendigen Ganzen versteht.
Shiva und Dionysos ist ein Appell des Autors, Alain Daniélou (1907-1994), auf die Wiedererlangung eines Verhältnisses zwischen Mensch und Natur unter dem Maßstab einer radikalen Änderung der dominanten Welteinstellung wie sie die westliche Moderne prägt.Daniélou bringt seine langjährige Erfahrung im traditionellen Indien und seine leidenschaftliche Beschäftigung mit antiken Kulturen und ihren prähistorischen Vorstufen für den Aufbau einer konkreten Philosophie der Lebensbejahung zur Geltung. Dadurch wird die heilige Macht der Natur und ihre Verbindung zum Eros als der Urkraft des Lebens wieder ins Zentrum gerückt und der Mensch in einen breiteren Zusammenhang von Lebensformen (Göttern und Naturgeistern, Mit-Menschen, Tieren und Pflanzen) integriert.Shiva und Dionysos beinhaltet nicht nur eine Rekonstruktion der Vergangenheit anhand der Analyse von antiken Religionen. Alain Daniélou stellt ein Programm für die Zukunft dar, nämlich den Entwurf eines neuen Humanismus, in dem der Mensch zunächst auf seine absolute Machtposition innerhalb der manifesten Ordnung der Wirklichkeit verzichtet, um sich wieder als solidarischen Teil eines lebendigen Ganzen zu erfahren.Nur durch den Verzicht auf einen Dominanztrieb, der ökologische und ethnische Verwüstungen verursacht, und den Mut zur Wiedererlangung einer Weisheitsform, die in den archaischen Traditionen der Menschheit in Form einer "Religion der Natur und des Eros" beinhaltet ist, kann die Würde der Welt aus Daniélous Sicht zurück gewonnen werden.

Alain Daniélou (1907-1994) war ein vielseitiger Denker und Künstler. Nach einer ersten Jugendperiode in Kontakt mit der französischen Avant-Garde bereiste er die ganze Welt von Amerika bis Afghanistan, bis er nach Indien gelangte. Dort lernet er 1932 den weltberühmten Dichter Rabindranath Tagore kennen und arbeitete mit ihm an der von dem Dichter gegründeten Musikschule in Shantiniketan bis 1937. Von 1937 bis 1948 studierte er Sanskrit, Musikologie und Philosophie in Benares unter der Leitung von traditionellen Gelehrten, völlig getrennt von westlichen Einflüssen irgendeiner Art. Während dieser Immersionsperiode wurde er in der shivaitischen Tradition unter dem Namen Shiva Sharan („der von Shiva Geschützte“) eingeweiht. Anschließend lehrte er an der Banaras Hindu University von 1948 bis 1954 und wurde Direktor der Sanskrit Manuskriptbibliothek in Adyar, Madras (1954-1956) sowie Mitglied des Französischen Instituts für Indologie und der Französischen Schule für Fernost-Studien in Pondicherry (1963-1977). Nach seiner Rückkehr nach Europa in den 1960er Jahren gründete Alain Daniélou das Internationale Institut für Musikstudien und Dokumentation in Westberlin mit dem Hauptziel, außer-europäische Musiktraditionen in Europa ohne kolonialistische Vorurteile bekannt zu machen. Mit der Zeit gewann Daniélou eine immer größere Nähe zu Italien bis er sich schlussendlich am Ort seines späteren Schaffens, dem Labyrinth, in der römischen Provinz niederließ. In seinem letzten Lebensabschnitt erforschte Daniélou die Vorstufen der griechischen und römischen Religion Europas. Er sammelte viele Elemente für eine neue Rezeption religiöser Phänomene wie Animismus und Schamanismus. In derselben Periode arbeitete er an der ersten vollständigen Übersetzung der weltberühmten Abhandlung von Vātsyāyana Mallanāga, Kāmasūtra, die er kurz vor seinem Tod vollendete.

Rolf Kühn (geb. 1944), Dr. phil. Paris-Sorbonne, philos. Habil. Univ. Wien; ab 1992 Univ.-Dozent für Philosophie in Wien, Beirut, Nizza, Lissabon, Louvain-la-Neuve; ab 2007 Leiter der „Forschungsstelle für jüngere französische Religionsphilosophie“ und des „Forschungskreises Lebensphänomenologie“ an der Universität Freiburg-im-Breisgau. Zuletzt veröffentlichte Werke „Postmoderne und Lebensphänomenologie“ (2019), „Alles, was leiden kann“ (2019), „Psychoanalyse, Philosophie, Religion“ (2020), „Primärerfahrungen, Ursprung und Nachträglichkeit“ (2021) sowie „Der Erst-Lebendige. Christologie leiblicher Ursprungswahrheit“ (2021).

Sarah Eichner studierte Philosophie und Theologie in Freiburg und Heidelberg. Zu ihren Interessens- und Forschungsgebieten gehören antike chinesische Philosophie, Phänomenologie, Naturästhetik, und dekonstruktivistische sowie feministische Denkströmungen. Nach ihrer Promotion über das Yijing („Buch der Wandlungen“) war sie u. a. als Mitherausgeberin des Online-Magazins Cahiers de la Fonation an der Indien-Europa-Stiftung für neue Dialoge tätig. Außerdem arbeitete sie mehrere Jahre in der tutoriellen Betreuung wissenschaftlicher Arbeiten in Deutschland und der Schweiz in verschiedenen Bereichen der Humanwissenschaften. Derzeit ist sie als freie Lektorin tätig und führt darüber hinaus ihre eigene Philosophische Praxis.

Adrián Navigante, argentinisch-italienischer Herkunft, ist Philosoph und Dichter mit umfassenden Sprachfertigkeiten (u. a. Spanisch, Französisch, Italienisch, Englisch, Deutsch, Griechisch, Latein, Sanskrit und Hindi) und einem vielfältigen Wissensprofil. Er hat Altphilologie und Philosophie studiert und beschäftigt sich seit mehr als fünfundzwanzig Jahren mit der Kultur, Philosophie und Religion Indiens. Als Universitätsdozent war er in Deutschland und Österreich tätig. Seit 2015 ist er Direktor für Forschung und Intellektuellen Dialog an der Indien-Europa Stiftung für neue Dialoge (FIND) mit Hauptsitz in Italien. Das weite Spektrum seiner Veröffentlichungen umfasst Literatur, Philosophie, Hinduismus, Religionsgeschichte und Tiefenpsychologie. Außerdem verfasste er neun Gedichtbände in spanischer und deutscher Sprache. Sein internationales Arbeitsfeld erstreckt sich über Deutschland, Italien, Frankreich, Schweiz und Indien.

ADRIÁN NAVIGANTE, Einleitung des Herausgebers: Mut zur Naturreligion. Eine philosophische Annäherung an Alain Daniélous ‚Shiva und Dionysos‘ für das 21. Jahrhundert

ADRIÁN NAVIGANTE, Vorwort des Herausgebers: Zur Methode Alain Daniélous

Vorwort
Einleitung

I. Die Ursprünge
Die beiden Quellen der Religion
Elemente der Geschichte: Die Protoaustraloider | Die Draviden | Die Indus-Kultur | Die Arier (Indo-Europäer)
Die Ur-Religionen: Die vier Hauptströmungen | Die Mythologie | Ursprünge des Shivaismus | Die Geburt des Dionysos | Dionysos in der arianisierten Welt
Texte und Dokumente: Die Puranas | Agamas und Tantra | Griechische und lateinische Texte | Archäologische Dokumente

2. Aspekte und Legenden des Gottes
Das Opfer Dakshas | Namen und Aspekte des Gottes | Pashupati, Herr der Tiere | Der Schutzgeist der Wälder, der lüsterne und nackte Gott | Liṅga, das Lebensprinzip | Der Zwitter (Ardhanārīśvara) | Vishnu und Apollon | Der Gott der Einfachen | Der Heiler | Der Beherrscher der Raumrichtungen | Der Gott des Todes | Die Asche und das safranfarbige Kleid

3. Die Göttin: Macht, Geliebte und Mutter
Die Göttin | Die vielgestaltigen Aspekte der Göttin | Die Frau der Berge | Die Macht der Zeit | Die weiße Frau | Sati (Treue) | Die Herrin der Tiere | Die Hochzeit von Shiva und Parvati

4. Die Söhne der Göttin und des Gottes
Ganesha, Korybas oder Hermes, Herr der Hindernisse, Hüter der Türen und Geheimnisse | Kumara oder Kouris, der Knabe | Der Gott der Heere | Die Hochzeit von Ganesha | Guha, der Geheimnisvolle | Das Gott-Kind

5. Die Begleiter des Gottes
Ganas und Korybanten, die Straffälligen des Himmels | Die Bhaktas oder Bacchanten (Teilhabenden)
Titanen, Dämonen und Geister: Titanen und Asuras | Die Feuersbrunst von Tripura | Rakshasas, Dämonen und Gespenster | Helden und Halbgötter

6. Die Tier- und Pflanzenformen des Gottes und der Göttin
Die Tierformen des Gottes und der Göttin | Der Stier | Die Hörner und die göttliche Königsherrschaft | Der Leopard, der Löwe und der Panther | Die Schlangen | Das Geheimnis des Labyrinths | Heilige Pflanzen und Bäume

7. Die heiligen Orte
Naturheiligtümer | Wälder, Flüsse, Seen und Quellen | Der Berg Kailash als Shivas Paradis | Nysa, der heilige Berg | Die Wegkreuzung

8. Der Mensch in der Welt
Doktrinäre und initiatische Annäherungen: Die Erkenntniswege | Die Natur der Welt | Die fünf Aspekte Shivas | Herr des Yoga | Die Chakras | Tantrismus und Orgiasmus | Dionysos-Bacchus, der Gott der Trunkenheit und des Weines
Die Erotik und die Sakralisierung der Sexualität: Die Erotik | Die Geburt von Eros (Kāma)
Das Opfer und die Sakralisierung der Nahrungsfunktion: Das Opfer | Agni, der Gott des Feuers | Das Opfertier | Das Menschenopfer | Das Verzehren rohen Fleisches (Omophagie) | Anthropophagie | Das göttliche Opfer | Die Jagd | Das Kriegsopfer und der Genozid | Der Vegetarianismus | Leben nach dem Tode und Reinkarnation

9. Riten und Praktiken
Die Riten | Shivas Verehrung | Errichtung eines Linga | Die Einweihung | Einweihungsriten | Die Anwendung von Asche | Nyasa: der Berührungsritus | Pancha-Tattva: Das Geheimritual der fünf Elemente | Die magischen Aghora-Rituale | Brahmacharya oder die Heimatlosigkeit | Bestattungsriten

10. Der Gott des Tanzes und Theaters
Der Gott des Tanzes | Kirtana und Dithyrambos | Das Theater: Die fünfte Veda | Der offene Platz des Tanzes | Feste und Festzüge

11. Leben und Gesellschaft
Das Leben des Bhakta | Die Frau | Heilige Prostitution | Pflichten gegenüber den Gästen | Gattungsarten, Kaste und soziale Funktion

12. Das moderne Zeitalter
Das Kali Yuga | Die Religionen im Zeitalter der Konflikte | Der Monotheismus | Das christliche Problem | Die Wiederkehr des Dionysos

Anhänge: Zeittafel | Literaturverzeichnis | Transliteration und Aussprache von Fremdwörtern

Erscheinungsdatum
Überarbeitung Sarah Eichner
Übersetzer Rolf Kühn
Verlagsort Dresden
Sprache deutsch
Original-Titel Shiva et Dionysos
Maße 148 x 210 mm
Gewicht 600 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Östliche Philosophie
Geisteswissenschaften Religion / Theologie
Schlagworte Animismus • Bhakta • Brahmane • Dionysos • Eros • Erotik • Göttin • Heilige Orte • Indien • Lebensbejahung • Mystik • Mythen • Naturreligion • Opfer • Religion • Religionswissenschaft • Rituale • Samkhya • Sanskrit • Schamanismus • Sexualität • Shiva • Shivaismus • Symbole • Tantrismus • Tanz • Theater • Transzendenz • universelle Wahrheit • Ur-Religion • Weisheit • Yoga
ISBN-10 3-943897-61-3 / 3943897613
ISBN-13 978-3-943897-61-6 / 9783943897616
Zustand Neuware
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