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Jenseits der Norm

Zauberei und fingierte Heiligkeit im frühneuzeitlichen Spanien
Buch | Hardcover
264 Seiten
2019
Verlag für Regionalgeschichte ein Imprint von Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG
978-3-7395-1128-3 (ISBN)
CHF 39,95 inkl. MwSt
Was hatten Nonnen, deren Ruf der Heiligkeit angezweifelt wurde, und Frauen, die angeblich zauberten, im Spanien des 17. Jahrhunderts gemein? Sie teilten ein ähnliches Schicksal, denn beide Gruppen mussten sich vor einem Inquisitionstribunal für ihre abweichende Glaubensausübungspraxis verantworten. In der Wahrnehmung ihres direkten sozialen Umfelds übten sie Religion nicht nur anders aus als von ihnen erwartet wurde, sondern verstießen auch gegen die normsetzenden Glaubensedikte, die die Inquisition einsetzte. Sie brachen mit Idealvorstellungen über weibliche Religionsausübung. Was den Frauen vorgeworfen wurde war u.a., Predigten zu schreiben oder aufgrund von falschen Visionen ungerechtfertigt eine religiöse Anhängerschaft zu haben bzw. Zauberei für eigene und fremde Zwecke auszuüben – zwei Delikte, deren Verfolgung in die Zuständigkeit des Offiziums fiel.
Sieht man in beiden Formen nicht nur ein Überschreiten von Normen und Gewohnheiten, sondern auch ein Öffnen und Schließen von heterotopen, »anderen« Räumen, kann man anhand der Aussagen in Inquisitionsprozessen sowohl die Wahrnehmung der Zeuginnen und Zeugen als auch das Handlungsspektrum der Angeklagten aufzeigen, welches sich trotz oder gerade aufgrund der Einschränkung der devianten Praktiken ergab. Dies leistet die vorliegende Arbeit erstmals in einer über bisherige deskriptiv orientierte Studien hinausgehenden Weise, wobei sie sich methodisch einerseits an der historischen Diskursanalyse anlehnt und andererseits den Begriff des Raums als Methode fruchtbar macht.

Dr. Monika Frohnapfel-Leis. Studium: Verwaltungswirtschaft in Mannheim; Geschichtswissenschaft und Spanische Philologie in Mainz. Lehrbeauftragte an der Universität Erfurt.

Vorwort • 7

1. Einleitung • 9
1.1 Leitfragen • 9
1.2 Untersuchungsgegenstand • 13
1.3 Inquisitionsakten • 17
1.4 Methode • 21
1.5 Forschungsstand • 26

2. Spanien nach dem Konzil von Trient • 35
2.1 Religiöses Klima • 35
2.2 Konfessionalisierung • 38
2.3 Inquisition • 45
2.4 Zusammenfassung • 55

3. Weibliche Ideale, Zauberei und fingierte Heiligkeit • 57
3.1 Weibliche Ideale • 57
3.3 Zauberei • 70
3.4 Fingierte Heiligkeit • 82
3.5 Zusammenfassung • 94

Abbildungen • 97

4. Wissen – Räume – Exklusion • 109
4.1 Wissen • 110
4.2 Räume • 139
4.3 Exklusion • 153
4.4 Zusammenfassung • 219

5. Zusammenfassung • 221

Ausgewertete Fälle • 233

Quellen- und Literaturverzeichnis • 244
Personen-, Sach- und Ortsregister • 259

Die Autorin geht von der Annahme aus, »dass in der frühneuzeitlichen spanischen Gesellschaft jegliche Vergehen in der Regel einen Genderbezug hatten«, was insbesondere für religiöse Delikte gilt. Es geht um die Frage, »wie religiöse Devianz in der Wahrnehmung des sozialen Umfelds zum Ausschlusskriterium wurde«), und zwar anhand der Untersuchung der Argumentationslinien in den Inquisitionsprozessen gegen 18 Frauen aus der ersten Hälfte des 17.Jahrhunderts wegen Zauberei und fingierter Heiligkeit. Diese »Delikte« galten als gravierend, weil man sie als Ausdruck eines »Paktes mit dem Teufel« verstand. Frohnapfel-Leis findet in den Inquisitionsakten drei Exklusionsgründe behandelt. Es geht um den Ausschluss aus Glaubensgründen, aus Gründen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens und aufgrund eines Bezugs zum »sozialen Geschlecht«, vor allem wenn Frauen »Männerrollen« (z.B. Priestertum, Predigttätigkeit) wahrnahmen.
Die Verfasserin hat eine differenzierte und die weitere Forschung fördernde Studie vorgelegt. Mit ihrem theoretischen Überbau gelingt ihr vielfach, die Quellen neu zum Sprechen zu bringen. Sie hat die weiblichen und religiösen Ideale aufgezeigt, die als Orientierungspunkte für Frauen dienten. Sie hat die Ausschlussgründe bei sozialer und religiöser Devianz identifiziert. Ebenso hat sie gezeigt, dass diese Abweichungen dazu führten, dass sich manche Räume für diese Frauen schlossen und andere dafür öffneten.
Die Arbeit ist einerseits durch eine sorgfältige Quellenstudie sowie einen starken theoretischen Überbau zeitgenössischer Autoren und Autorinnen und andererseits durch eine Vernachlässigung mancher wichtigen »theologischen« Werke aus dem 16.Jahrhundert gekennzeichnet, die zum Verstehen des Vorgehens der Inquisition dienlich gewesen wären.
Mariano Delgado, in: Historische Zeitschrift 313/1, 2021

Die Verfasserin hat eine differenzierte und die weitere Forschung fördernde Studie vorgelegt. Mit ihrem theoretischen Überbau gelingt ihr vielfach, die Quellen neu zum Sprechen zu bringen. Sie hat die weiblichen und religiösen Ideale aufgezeigt, die als Orientierungspunkte für Frauen dienten. Sie hat die Ausschlussgründe bei sozialer und religiöser Devianz identifiziert. Ebenso hat sie gezeigt, dass diese Abweichungen dazu führten, dass sich manche Räume für diese Frauen schlossen und andere dafür öffneten. Die Arbeit ist durch eine sorgfältige Quellenstudie sowie einen starken theoretischen Überbau gekennzeichnet.
Mariano Delgado, in: Historische Zeitschrift 313/1, 2021

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Hexenforschung ; 18
Verlagsort Bielefeld
Sprache deutsch
Maße 160 x 240 mm
Gewicht 600 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Neuzeit (bis 1918)
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Sozialgeschichte
Schlagworte Inquisition • Nonnen • Spanien • Zauberinnen
ISBN-10 3-7395-1128-1 / 3739511281
ISBN-13 978-3-7395-1128-3 / 9783739511283
Zustand Neuware
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