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Einleitung

Finnland - oder Suomi, wie es in der Landessprache heißt - hat in der internationalen Allgemeinbildung ebenso wie in der touristischen Vermarktung seinen festen Platz als "Land der tausend Seen". Und tatsächlich kommt man an den Seen, die in der Summe viel mehr als tausend ergeben, nicht vorbei, wenn man Suomis Landschaft auf einen kurzen Nenner bringen möchte. Doch hinter dem profanen Wort "See" verbirgt sich gerade hier im europäischen Nordosten ein emotionaler Wert, der süchtig machen kann - die Zahlen der "Finnland-Wiederholer" beweisen es. Wer zum zweiten- oder drittenmal wiederkommt oder womöglich jedes Jahr nach Finnland aufbricht, hat sich offensichtlich noch nicht sattgesehen an den Seen und Wäldern.

Fragen Sie einen dieser Finnlandfans, warum ausgerechnet dieses Reiseziel zu seiner Lieblingsdestination wurde, fällt die Antwort oft unbefriedigend aus. Wahrscheinlich wird von der Stille und Weite geschwärmt, oder man hört den lapidaren Satz: "Ich fahre nach Finnland, weil es einfach schön ist". Wahr ist, dass sich der ganz eigene Reiz des Landes und seiner Landschaft nicht in Worte fassen lässt. Das Wesen eines Sees erschließt sich eben nicht durch die Angabe der Quadratkilometer, der Tiefe, Länge und Breite, genausowenig wie man durch eine Streckenbeschreibung das Gefühl für die unendlichen Wälder erhalten kann. Erst wer selbst einmal irgendwo an einem finnischen Gewässer gestanden und dessen Widerspiegelung des Lichts erfahren, die unendliche Ruhe "gehört" hat und spürte, dass ihm der Kontakt mit der Natur seelisch und körperlich gut tut, der kennt Finnland und weiß, warum er hierhin gefahren ist.

Seen und Wälder sind zwar der bekannteste, aber natürlich nicht einzige Bestandteil einer Landschaft, die sich (im Gegensatz etwa zur norwegischen) nie spektakulär in Szene setzt. Höchstens die lappländischen Nationalparks verdienen Attribute wie "grandios" oder "majestätisch". Die Wiesen und Felder des Südens, die Sandstrände am Bottnischen Meerbusen, die unzähligen Schären der Åland-Inseln, all das erschlägt einen nicht mit Eindrücken, reizt aber immer zum Bleiben und zum Wiederkommen. Dabei ist klar, dass der Finnland-Reisende weniger durchgeplante Touristenanlagen, sondern das Ursprüngliche und Unverfälschte sucht. Es versteht sich von selbst, dass dieser Naturraum eine Fülle von "Outdoor"-Möglichkeiten bietet, die jeder Sportinteressierte nutzen kann. Dass Finnland ein traditionsreiches Wintersportland mit besten Schneeverhältnissen von Dezember bis April ist und für viele zu einer Alternative zum Rummel in den Alpen werden könnte, ist wohl den meisten Wintersportfreunden bewusst.

Neben der Natur werden oft auch die politische Stabilität sowie die vergleichsweise moderaten Preise als Motive für die zunehmende Beliebtheit des skandinavischen Landes genannt. Vor Ort wird man dann feststellen, dass Suomi auch kulturell einiges zu bieten hat. Alte Feldstein- und Holzkirchen, eine Vielzahl ansprechender moderner Bauten, dazu eine äußerst lebhafte Musik- und Festivalszene sorgen für mehr als interessante Kontrapunkte zum Naturerlebnis. Und es lohnt sich, Bekanntschaft mit dem finnischen Volk zu machen, das eine ungewöhnliche Sprache spricht und auf eine ungewöhnliche Geschichte zurückblicken kann.

Dieser Reiseführer wendet sich vor allem an den unabhängigen Individualtouristen, der sowohl landeskundliche Hintergrundinformationen erwartet als auch praktikable Routenvorschläge, die einen zu den schönsten Zielen des Reisegebietes führen. Dabei muss klar sein, dass man ein so großes Land nicht in einem Urlaub komplett kennen lernen kann. Wer in Suomi mit Auto, Bahn, Wohnmobil oder Zweirad unterwegs ist, sollte vor allem Zeit mitbringen. Und sich die Ziele, die man als "Finnland-Neuling" nicht schaffte, für den nächsten Urlaub vornehmen.

Ich wünsche Ihnen intensive Vorfreude bei der Vorbereitung der Reise(n) und einen erlebnisreichen Finnland-Aufenthalt.

Kronshagen, im Juni 2005