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Vorwort

Mit diesem neuen Band der Reihe Annäherung an sieben Komponistinnen - dem 13.! - wächst die Zahl der Porträtierten auf nunmehr über 90 - eine Zahl, mit der beim Start der Reihe vor über 15 Jahren niemand gerechnet hat.

Immer noch stoßen wir - trotz der in den vergangenen 15 Jahren geleisteten musikwissenschaftlichen Forschungsarbeiten - auf Komponistinnen, die zu Lebzeiten als "Wunderkind" galten, deren Leben und Werk jedoch im 21. Jahrhundert nahezu unbekannt (und unerforscht) ist. Zu diesen gehört die Römerin Maria Rosa Coccia, die mehrere Oratorien und Opern komponiert hat. Über ihr Leben ist sehr wenig in Erfahrung zu bringen. Die Quellenlage sieht zwar bei der Mannheimer Komponistin Franziska Lebrun, die interessanterweise identische Geburts- und Sterbejahre mit Mozart hat, besser aus, dennoch sind von ihr bislang nur Instrumentalwerke bekannt, obwohl sie als Sopranistin in ganz Europa Karriere gemacht hat.

Relativ gut erforscht ist das Leben und Werk der hier vorgestellten Komponistinnen der Romantik, der Norwegerin Agathe Backer Grandahl und der Deutschen Louise Adolpha Le Beau - beide wurden von ihrer Familie sehr gefördert und waren sich ihrer Fähigkeiten und Talente bewusst. Le Beau ging - anders als Backer Grandahl - über den komponierenden Frauen nahegelegten Bereich der Lieder und Salonstücke weit hinaus. Ihr kompositorisches Œuvre enthält Werke für fast alle Besetzungen: Oratorien, Opern, Orchesterwerke und Kammermusik gehören dazu.

Die in Dessau geborene Komponistin Annette Schlünz knüpft in ihrem umfangreichen Werkschaffen an diese Tradition an. Ihre Musik wird als Gegenentwurf zu unserer oberflächlichen, hektischen Lebensweise beschrieben, eine Alternative, eine Möglichkeit zum Innehalten auf einer Insel der Ruhe. Eher als abenteuerlich und zutiefst emotional hingegen wird die Musik der in München lebenden US-Amerikanerin Gloria Coates empfunden. Sie gilt als die große Symphonikerin: In diesem Jahr vollendete sie ihre 14. Sinfonie, eine Zahl, die keine andere Komponistin je erreicht hat. Die Essener Komponistin Karin Haussmann hat im Gegensatz zu allen anderen hier Vorgestellten erst sehr spät ihre Berufung zur Komponistin erkannt. Ihr ist die Klangerweiterung sehr wichtig. Immer wieder sucht sie nach Mitteln, Klänge, die vorher nicht realisiert wurden, ins Bewusstsein zu holen.

Clara Mayer