Vorwort

Als die Rhätische Bahn vor knapp hundert Jahren die Albulalinie in Betrieb nahm, erschloss sie ein Engadin, das mit dem heutigen nicht mehr vergleichbar ist. Das Hochtal veränderte und entwickelte sich und wurde schliesslich zum touristischen Highlight, wie wir es heute kennen. Wie auch immer man diesen Wandel werten mag, er wurde von der Erschliessung durch die Eisenbahn stark beeinflusst.

Auch die Bahn selbst hat sich gewandelt. Sie ist - nicht zuletzt im Zuge des verschärften Wettbewerbs - schneller und komfortabler geworden. Immer mehr hat in den letzten Jahren das Reiseerlebnis die reine Transportleistung überwogen. So wird - wenn die Rhätische Bahn als Erlebnisbahn unterwegs ist - auch im Engadin die Fahrt zum Erlebnis, der Weg zum Ziel.

Unter diesem Aspekt wird das landschaftlich Beständige doppelt wertvoll, betrachten wir das traditionell Gewachsene mit neuem Blick. Wir staunen immer wieder über die historischen Streckenführungen, die Albulalinie und die anderen Bahnstrecken rund ums Engadin mit ihren technisch und ästhetisch beeindruckenden Kunstbauten. Die stille Schönheit des Engadins gewinnt in einer Zeit des zuweilen hektischen Wandels einen ganz neuen Wert. Das vorliegende Buch zeigt uns Natur, Technik und Menschen des Tals, den Wandel und das Beständige, trefflich beschrieben und meisterhaft ins Bild gesetzt.

Die Rhätische Bahn freut sich, dass die nach 85 Jahren erste Erweiterung ihres Netzes ein weiteres Mal das Engadin betrifft. Wieder überwindet ein technisches Meisterwerk, diesmal in Form des längsten Meterspurtunnels der Welt, die Alpenschranke zwischen Prättigau und Engadin. Wieder reichen sich Nord- und Südbünden die Hand. Für die Rhätische Bahn ist dies eine weitere Bestätigung, dass wir als traditioneller "roter Faden" im Kanton immer wieder Regionen, Kulturen und Sprachen verbinden dürfen. Eine Aufgabe, die wir auch in Zukunft mit Freude wahrnehmen werden.

Silvio Fasciati
Direktor RhB