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Einleitung "Du und dein Pferd. Seine Kraft und Schönheit. Dein Wissen, deine Geduld und Entschlossenheit. Dein Verständnis. Deine Liebe. Das ist es, was euch beide so fabelhaft als Partner vereint, sodass du dich fragst: Was kann mir der Himmel Besseres bieten, als was ich hier auf Erden besitze?" Dieses Buch ist das Resultat eines unerfüllten Kindheitstraums und der Verknüpfung zweier lebenslanger Leidenschaften. Es ist allen Kindern gewidmet, die sich vergeblich nach einem Pony sehnen. Doch habe ich dieses Buch auch für all jene geschrieben, die noch immer den Traum hegen, dem Sonnenuntergang auf einem geflügelten Pferd entgegenzugaloppieren, als furchtlose Abenteurer auf einem majestätisch-eleganten Pegasus. Meine Eltern spielten natürlich eine bedeutende Rolle. Ihre unumstößliche Weigerung, meinen ständigen Bitten um ein Pferd nachzugeben, förderte meine "Pferdeverrücktheit" und führte dazu, dass ich noch die kleinste Gelegenheit nutzte, meinen geliebten Kreaturen nahe zu kommen. Ich war absolut vernarrt, aber meine Eltern dachten und hofften, dass sich dies mit zunehmendem Alter geben würde. Es geschah tatsächlich etwas, das meine Leidenschaft etwas dämpfte und meine Träume relativierte. Im Alter von zwanzig Jahren entdeckte ich nämlich eine neue Passion: das Reisen. Und wie viele junge Australier unternahm ich eine einjährige Weltreise. Damals akzeptierte ich, dass die Pferde vorübergehend warten mussten, bis ich in der finanziellen und familiären Situation sein würde, mir ein eigenes leisten zu können. OBEN LINKS Es ist schwierig, sich in den unendlichen Grassteppen der Mongolei vor der majestätischen Kulisse des Altai-Gebirges zu orientieren. Heute, zwanzig Jahre später, besitze ich nach wie vor kein Pferd und führe ein ziemliches Nomadenleben. Sogar familiäre Bindungen haben mich nie länger als ein paar Monate an einem Ort gehalten. Die Welt lockt jeden Tag ... Vor etwa zehn Jahren jedoch entdeckte ich, was mir eigentlich schon früher hätte klar sein müssen: Pferde und Reisen schließen sich nicht aus. Immer hatte ich versucht, Tagesritte in meine Reiserouten zu integrieren, aber es war mir nie eingefallen, dass Pferde Anlass und erklärtes Ziel von Reisen sein könnten, Transportmittel und darüber hinaus Partner auf Erkundungen. Als ich einmal auf Recherche für eine TV-Reisesendung unterwegs war, lernte ich eine Frau kennen, die mein Leben nicht nur bereichern, sondern auch verändern sollte: Nelly Gelich, die Besitzerin von Equitrek, einem Veranstalter für Reiturlaube mit Sitz in Sydney. Ich begriff, dass solche Urlaube für Pferdeliebhaber wie mich die ultimative Art des Reisens sind. Nach meinem ersten mehrtägigen Wanderritt durch Australiens Snowy Mountains hatte mich das Fieber gepackt. Ich hatte nicht nur den absoluten Reitgenuss auf herrlichen Pferden zelebriert, sondern vor allem das erste Mal in meinem Leben gespürt, was es heißt, Australierin zu sein, ein Teil der Landschaft, der Kultur, der Mythologie. Im Sattel erfuhr ich, was ich niemals sonst hätte erleben können: Begegnungen mit wilden Tieren, Panoramablicke von Bergkämmen und Gipfeln fernab aller für Fahrzeuge passierbaren Gegenden und die stille Würde des australischen Buschs. LINKS Reiter und Pferd scheinen mit gleichem Interesse die Spuren von Wildtieren in Südafrikas Waterberg-Gebiet zu prüfen. Alle meine anderen Reiseerlebnisse verblassten neben den schlichten Freuden eines Ausritts durch den Busch und einer Nacht im Zelt unter südlichem Himmel. Ich begriff, dass dies die einzige Art des Reisens war, die mich rundherum glücklich machte. Seither habe ich jede Gelegenheit genutzt, in anderen Ländern zu reiten und an langen Wanderritten teilzunehmen. So entdeckte ich viele wunderschöne Orte, hatte unglaubliche Erlebnisse und traf erstaunliche Menschen, die mit der Natur leben, Tiere lieben und abenteuerlustig sind. Vor allem aber habe ich meine Beziehung zu Pferden neu belebt, die Leidenschaft meiner Kindheit wiederentdeckt - und mein Reitvermögen um ein Vielfaches verbessert! Reisen mit Pferden kann man nicht beschleunigen. Eine kluge Pferdekennerin sagte mir einmal: "Du kannst nur so schnell reiten, wie dein Pferd sich bewegen kann!" Wie alle Urlaubsreisen erfordern auch die im Buch beschriebenen Touren gründliche Vorausplanung. Viele sind nur saisonal möglich, manche könnten aufgrund politischer oder wirtschaftlicher Krisen zeitweilig nicht durchführbar sein. Man brauchte mehr als ein Leben, um die ganze Welt auf dem Rücken der Pferde zu erleben. Ich habe meine Entdeckungsreise gerade erst begonnen. Ich muss gestehen, dass ich noch nicht alle im Buch vorgestellten Pferdetrecks selbst geritten bin. Aber bei jenen, die ich nicht persönlich getestet habe, konnte ich mich auf die Empfehlungen von renommierten und vertrauenswürdigen Veranstaltern und Agenturen stützen, die ein hohes Niveau der Ställe und der Tourorganisation garantierten. Außerdem hatte ich Kontakt zu deren Kunden, die mir neutrale Einschätzungen der Ritte und ganz persönliche Erfahrungen übermittelten. In den einzelnen Ländern findet man häufig mehr als nur einen Veranstalter bzw. eine übergreifende Organisation, die Wanderritte ausrichtet oder anbietet. Dieses Buch soll keine diesbezüglich auf Vollständigkeit zielende Publikation sein, sodass ich um Verständnis dafür bitte, einige Unternehmen nicht genannt zu haben. Trotzdem verdanken einige der besten Wanderritte ihren Erfolg einzelnen Personen - ihre Anstrengungen verdienen Würdigung. Ich fühle mich all jenen verpflichtet, die mich eingeladen haben, mit ihnen unterwegs zu sein. Ohne ihre Unterstützung und ihre Großzügigkeit wäre dieses Buch nie möglich gewesen. Nicht zu vergessen die stillen Champions, jene prachtvollen, loyalen und manchmal fordernden Pferde, die jeden Ritt unvergesslich werden ließen. Es erstaunt mich, welch enge Bindung ich zu jedem meiner Gefährten aufbaute. Vermutlich liegt es daran, dass Reiten letztlich eine Sache des Vertrauens ist. Wann immer ich in den Sattel steige, glaube ich an das Pferd: dass es weiß, was zu tun ist, Kondition hat, die Strecke bewältigen kann und zuverlässig auf den Beinen bleibt. In einer unbekannten Umgebung lernt man schnell zu schätzen, dass das Pferd das Gelände besser kennt als man selbst und sicher nach Hause kommen will. Dies gelingt nicht immer, denn wir sind mit unberechenbaren Lebewesen unterwegs. Sie können erschrecken, unvernünftig reagieren oder schlicht Fehler machen. Einmal stieg eines meiner Pferde hysterisch hoch, da es einen um seine Beine baumelnden Sattelgurt für eine Schlange hielt. Glücklicherweise konnte ich die Reaktion vorhersehen, schwang mich beim ersten Buckeln aus dem Sattel und landete heil auf meinen Füßen. Ich konnte dem Pferd keine Schuld dafür geben, dass es Angst hatte. OBEN Großartige Landschaft, Kameradschaft und eine enge Verbindung zu den vierbeinigen Freunden sind unverzichtbare Elemente eines jeden Reiturlaubs. Fehler von Reitern sind öfter die Ursache für Unfälle. Trotzdem bleiben einige Stürze einfach unvermeidlich. Es gibt ein altes Sprichwort, dass ein Reiter wenigstens hundertmal fallen muss, bis er ein wahrer Reiter ist. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese unglaubliche Zahl erreichen will. Aber auch ich hatte schon meine unfreiwilligen "Abstiege". Erfahrung hilft natürlich. Je mehr ich reite, umso sicherer sitze ich im Sattel und umso souveräner bleibe ich oben, wenn mein Pferd eine unvorhergesehene Bewegung macht. Daher empfehle ich unbedingt, Reitstunden zu nehmen, bevor man einen Wanderritt bucht: nicht nur, um die Grundlagen zu erlernen, sondern auch, um den Körper an die physische Anstrengung zu gewöhnen, die während langer Trails auf einen zukommt. Sechs Stunden im Sattel können wahrlich eine Strafe sein, wenn der Körper nicht an intensive, kontinuierliche Aktivität gewöhnt ist. Ein wundes Hinterteil zu haben ist kein Spaß, allerdings kann man dies durch gute Vorbereitung vermeiden. OBEN Eine weite, offene Landschaft und ein ländliches Ambiente charakterisieren die Wanderritte in Neuseeland, das zu den pferdefreundlichsten Ländern der Welt gehört. Selbst erfahrene Reiter spüren die Auswirkungen langer Tage im Sattel. Sehr wenige von uns reiten täglich sechs Stunden am Stück, sodass schmerzende Knie und Oberschenkel zu den Problemen zählen, die wir einfach ertragen müssen. Nach einem Ritt durch eine begeisternde Landschaft nehmen wir diese Wehwehchen meist gerne in Kauf. Nach etwa drei Tagen im Sattel verschwinden sie ohnehin. Gesunder Menschenverstand ist ebenso unerlässlich, um ein wundes Gesäß zu vermeiden. Kluge Reiter tragen bequeme Kleidung: geschlossene Schuhe mit einem vernünftigen Absatz, eng anliegende Reithosen und langärmelige Hemden oder Blusen, um die Gefahr eines Sonnenbrands auszuschließen. Jeans sind eine einfache und billige Alternative zu Reithosen, können aber schmerzhafte Wunden verursachen, wenn die Innennähte scheuern. Einige Leute, sogar Cowboys, empfehlen deshalb, unter Baumwolljeans Nylonstrumpfhosen zu tragen. Chaps sind gleichfalls eine gute, wenngleich kostspieligere Alternative. Wie jede Abenteuertour birgt auch ein Wanderritt gewisse Risiken. Reiten ist ein gefährlicher Sport und es gibt zahllose Berichte von Unglücksfällen. Es ist daher erstes Gebot, dass sich jeder vor einer solchen Tour der Gefahren bewusst ist und sich entsprechend vorbereitet. Aus diesem Grund reite ich selbst in der größten Hitze nie ohne feste Reitkappe oder Helm. In Australien und einigen europäischen Staaten sind Helme inzwischen vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Weitere Länder werden folgen, da die Haftungsvorschriften zunehmend strenger werden. In Staaten ohne entsprechende Verordnungen verlangen viele Reitunternehmen von ihren Gästen ebenfalls das Tragen von Helmen - nicht nur zu deren eigener Sicherheit, sondern auch aus Versicherungsgründen. Auch auf Touren, bei denen keine Helme vorgeschrieben sind, kann ich nur zuraten, sie dennoch zu tragen, denn man sitzt auf einem unbekannten Tier und bewegt sich in unbekanntem Gelände. Das Problem der Haftung ist ein sehr komplexes. Je häufiger sich die Gerichte damit auseinandersetzen müssen, um so stärker werden auch die Veranstalter von Reiturlauben und die ausführenden Ställe Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Die persönliche Absicherung für Risikosportarten sei daher wärmstens empfohlen. Ein Weg, Grauzonen auszuschalten, kann die Buchung über renommierte Veranstalter sein. Sie müssen über die Versicherung vor Ort informiert sein, was insbesondere in Dritte-Welt-Ländern relevant ist. OBEN Geschichte, Kultur und eine Reitertradition auf höchstem Niveau vereinen sich bei den Pferdetrecks durch das indische Rajasthan, die Heimat der Marwari-Pferde. Bei aller Organisation, das Urlaubserlebnis kann der Veranstalter natürlich nicht garantieren. Schlechtes Wetter kann die Freude trüben, aber der Spaß am Reiten, an der Landschaft und der Herausforderung, Neues zu lernen, hängt einzig und allein von Ihnen ab. Die herausragenden Fotos sowie die Texte in diesem Buch sollen Sie inspirieren, aufs Pferd zu steigen und die Welt zu entdecken - vom Rücken der Pferde aus. Dies ist das Buch meiner Träume. Ich freue mich, wenn Sie diese mit mir teilen. |
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