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Geleitwort Panta rhei Naturwissenschaftler sammeln Einzelheiten, sagt der Biochemiker Erwin Chargaff in seiner Autobiografie unter dem Titel "Das Feuer des Heraklit". Und wenn sie, fährt Chargaff fort, genug Einzelheiten haben, machen sie Tatsachen daraus. Wenn sie genug Tatsachen haben, bringen sie sie in ein System. Wenn sie genug Systeme haben, lassen sie das Ganze sein und fangen wieder von vorne an. Mag sein, dass der selbstkritische, in der Retrospektive noch skeptischer gewordene Chargaff Recht hat und naturwissenschaftliches Forschen sich auf eine allgemeine Methode zurückführen lässt, die einem Circulus vitiosus ähnelt. Immerhin umspannte Chargaffs Forscherleben von 1905 bis 2002 ein Jahrhundert, in dem die Naturwissenschaften eine Richtung eingeschlagen haben, die dem Menschen nicht nur Fortschritt, sondern bis dahin ungeahnte Schrecken gebracht haben. Bisweilen aber finden Naturwissenschaftler mit philosophischen Neigungen oder Philosophen mit naturwissenschaftlichen Ambitionen durch ihre Beobachtungen und daraus resultierenden Gedanken zu Systemen, die die Jahrtausende überdauern. Heraklit von Ephesus, den Chargaff zum Zeugen seines Lebens aufrief, hat das berühmte Panta rhei (Alles fließt) zwar nicht formuliert; es wurde ihm von Platon später in den Mund gelegt. Aber das Prinzip von der steten Wandelbarkeit der Dinge geht auf ihn und sein Buch zurück, das uns selbst in seinem heutigen trümmerhaften Zustand die Größe seines Denkens vermittelt. Im 88. Fragment dieses Werkes steht einer seiner Kernsätze: "Ein und dasselbe ist Lebendiges und Totes und Wachendes und Schlafendes und Junges und Altes, denn dies schlägt um und ist jenes, und jenes wiederum schlägt um und ist dies." Auch Leibniz wird viel später lehren, "dass eine Substanz natürlicherweise überhaupt nicht untätig sein kann", alles Sein ewiges Werden, lebendiges Geschehen sei. Schließlich haben auch die Dichter sich des Gedankens von Heraklit bemächtigt. Heinrich Heine stellt seiner "Harzreise" von 1824 ein Motto voran, das er aus Ludwig Bornes "Rede auf Jean Paul" entliehen hatte: "Nichts ist dauernd, als der Wechsel; nichts beständig, als der Tod. Jeder Schlag des Herzens schlägt uns eine Wunde, und das Leben wäre ein ewiges Verbluten, wenn nicht die Dichtkunst wäre. Sie gewährt uns, was uns die Natur versagt: eine goldene Zeit, die nicht rostet, einen Frühling, der nicht abblüht, wolkenloses Glück und ewige Jugend." Ist es vermessen, einem pragmatisch ausgerichteten Buch über ein modernes naturwissenschaftliches Verfahren eine auf Heraklit zurückgehende philosophische Spekulation und einen darauf verweisenden poetischen Traum voranzustellen? Wohl kaum. Denn Heraklit beherrschte die Fluidverfahrenstechnik zwar nicht, aber er kannte das System, wonach auch sie funktioniert: Alles wandelt sich, aus Gas wird Flüssigkeit und umgekehrt. Was aber die poetische Arabeske betrifft, so sei wiederum Heraklit paraphrasiert: Naturwissenschaft ist Philosophie und Philosophie Dichtkunst. Und alles ist eins. Prof. Dr. Wolfgang Sandner Vorwort Ein umfassendes, praxisnahes Buch zur Fluidverfahrenstechnik schwebte Karin Sora vor, als sie mich seinerzeit als Herausgeber und Autor für den Wiley-VCH Verlag gewinnen wollte. Meine in dreißig Berufsjahren erworbenen Kenntnisse und fachspezifischen Erfahrungen niederzuschreiben, reizte mich natürlich als Aufgabe sehr, zumal mir dabei die persönlichen Kontakte zu meinen Fachkollegen bei der BASF AG und der Bayer AG sowie zu Universitäten mit dem Schwerpunkt "Thermische Verfahrenstechnik" zugute kommen konnten. Am 24. Juli 2003 wurden bei einem Kick-off-Meeting in Frankfurt zwischen Herausgeber, Verlag und Autoren das Konzept dieses Buches über Grundlagen, Methodik, Technik und Praxis der Fluidverfahrenstechnik sowie der Terminplan abgestimmt. Ziel dieser wissenschaftlich fundierten Veröffentlichung für die Praxis sollte auch sein, in der Art eines Handbuches alle Teilaspekte, die für die Fluidverfahrenstechnik relevant sind, zusammenzufassen und die Weiterentwicklung der Unit-Operations in den letzten 10 Jahren so ausführlich zu behandeln, dass das Buch sowohl für Neueinsteiger die Grundlage ihrer Arbeit bilden kann, als auch den Ansprüchen von Spezialisten genügt. Dieses zweibändige Standardwerk zeichnet sich neben der Methodik vor allem durch Apparatetechnik, Praxisbezug und Erfahrungswissen aus und soll damit die Lücke in der Fachliteratur schließen. Neu in dem vorliegenden Buch ist - abweichend von den meisten anderen Fachbüchern der thermischen Verfahrenstechnik - die vollständige Darstellung der Synthese fluidverfahrenstechnischer Prozesse von der Idee bis zur praktischen Anwendung. In diesem Zusammenhang werden Aspekte wie Miniplant-Technologie, Prozesssynthese und -simulation als wesentliche Bestandteile einer effizienten Verfahrensentwicklung erläutert. Zu dem Grundkonzept des Buches gehört auch, dass jedes Kapitel der Unit Operations so umfassend dargestellt ist, dass der Leser in der Regel eine Problemlösung oder den Weg dazu findet, ohne weitere Fachliteratur studieren zu müssen. Tiefergehende fachliche Aspekte sowie Herleitungen von Gleichungen werden in dem Grundlagenkapitel zur Stoff- und Wärmeübertragung behandelt. Das Werk soll Wissensvermittler, Ratgeber und Problemloser zugleich sein und gibt beispielhaft eine fachkundige Antwort auf typische Fragen bei der Aufgabenbewältigung eines Ingenieuralltags, sei es in einem Entwicklungsbereich oder in der Produktion:
Um all diesen Anforderungen dem aktuellen Stand der Technik entsprechend gerecht zu werden, haben bei dem Buch namhafte Autoren aus Industrie und Wissenschaft zusammengearbeitet. Das Buch umspannt eine breit gefächerte Thematik und zeigt die Anbindung von Grundlagenwissen an die Umsetzung in der Praxis. Es wendet sich damit gleichermaßen an erfahrene Entwicklungs-, Planungs- und Betriebsingenieure, an Neueinsteiger und Hochschulabgänger sowie Studierende mit einem vertieften Interesse an der Fluidverfahrenstechnik. Mit dieser Veröffentlichung will ich meine Erfahrungen vermitteln, die ich während meiner langjährigen Industrietätigkeit als Leiter der Fluidverfahrenstechnik in der Degussa AG gewinnen konnte. Besonderer Dank gebührt den beiden Kollegen vom Wiley-Verlagslektorat Karin Sora und Rainer Münz, die mich bei der Gestaltung des Buchkonzeptes kompetent beraten bzw. bei der Umsetzung tatkräftig und konstruktiv unterstützt haben. Auch danke ich meiner langjährigen technischen Assistentin Simone Adam für ihr großes Engagement bei der Durchführung und Abwicklung der Korrespondenz sowie den zahlreichen Kollegen aus Hochschule und Industrie, die mit ihren kompetenten Hinweisen, Diskussionsbeiträgen und praktischen Anregungen wertvolle Hilfe geleistet haben. Ein so großes Autorenteam zu führen, stellte für mich eine nicht geringe Herausforderung dar, wobei sich die Entscheidung als richtig erwiesen hat, das Fachbuch im Rahmen eines Projektmanagements durchzuführen. Gelingen konnte das Vorhaben nicht zuletzt durch die konstruktive Zusammenarbeit mit den Autoren und dem Verlag, durch gegenseitiges Vertrauen, Offenheit und Fachkompetenz. Allen Beteiligten gilt dafür mein besonderer Dank. Während der Arbeit an diesem Buch ist mein Freund Dr.-Ing. Theo Pilhofer verstorben. Seine Arbeit wurde von Jürgen Schröter zu Ende geführt. Durch den Tod von Theo Pilhofer hat die Fachwelt einen ihrer herausragenden Experten auf dem Gebiet der Extraktion verloren. Ralf Goedecke |
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